Sanierung am Schloss Hardenberg: "Eindruck des Stadtteils wird sich ändern"

Experte vermutet, dass bis zu 60 Fledermäuse im Gemäuer leben. Das bremst die Bauarbeiten enorm.

Sanierung am Schloss Hardenberg: "Eindruck des Stadtteils wird sich ändern"
Foto: Simone Bahrmann

Neviges. Sie ruhen: Die Sanierungsarbeiten am Schloss Hardenberg und die Fledermäuse, die dafür sorgen, dass über die Wintermonate an der prominenten Nevigeser Baustelle kein Finger gekrümmt werden darf. Um den Artenschutz zu gewährleisten, pausiert die Restaurierung der vom Einsturz bedrohten Mauern um das Schloss bis zum März — und wird sich nach Schätzung des Projektleiters Björn Dröscher (KVV) noch bis in den Sommer 2016 hinziehen.

Zuletzt hatte eine Fachfirma das lose Mauerwerk abgebaut und versucht, die Mauer originalgetreu, aber standfest, wieder herzurichten. Doch Ende Oktober musste der unfertige Bau mit einer weißen Abdeckplane verhüllt für die Überwinterung fit gemacht werden. Die Untere Landschaftsbehörde lässt nämlich wegen der Fledermäuse keine weiteren Arbeiten zu.

Der Sachverständige Frank Todt erklärt: „Die Fledermäuse halten jetzt Winterschlaf. Sie fahren ihren Herzschlag auf sechs Schläge in der Minute herunter.“ Würden Bagger die gefährdeten Tiere unsanft wecken, könne es im schlimmsten Falle passieren, dass sie mangels Nahrungsquellen im kalten Winter verenden.

Gesichtet worden sind in den Gemäuern des Schloss Hardenberg von Frank Todt bislang nur drei Exemplare: eine Zwergfledermaus (weit verbreitet), eine Wasserfledermaus und ein Großes Mausohr (beide selten). Der Laie wundert sich vielleicht, dass drei Tiere ein Bauprojekt für das Land und Stadt Velbert insgesamt 1,3 Millionen Euro bereitgestellt haben, derart aufs Eis legen können. Doch Frank Todt weiß: „Fledermäuse verkriechen sich in eine Tiefe von bis zu 1,5 Meter. Dadurch sieht man in der Regeln nur fünf bis zehn Prozent der eigentlichen Population.“ Er vermutet in den Mauern des Schloss Hardenberg daher bis zu 60 Tiere.

Für Projektleiter Björn Dröscher eine Geduldsprobe. Dafür macht der Ausblick auf 2016 umso größere Freude. „Das was Besucher von Neviges zuerst sehen, ist das Schloss. Somit wird sich der Eindruck des Stadtteils verändern.“ Schließlich werde das Schloss — so schätzt Dröscher — von vielen schon gar nicht mehr als ein solches wahrgenommen. Doch das soll sich durch die Sanierung ändern.

Fraglich ist, ob das Bauwerk auch in didaktischer oder touristischer Hinsicht aufgewertet wird, etwa mit Erklärungsschildern und einer neuen Außenbeleuchtung. „Das drängt sich sicherlich auf“, sagt Dröscher. Er kennt aber auch das Problem an der Sache: Die Finanzen für die Restaurierung hat die Stadt bereits vor langer Zeit bereitgestellt, Geld für eine weitere Erschließung nicht. Das wären freiwillige Leistungen, für die die Stadt Velbert derzeit keinen Spielraum hat.

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