Rattenkanal: Anwohner sollen zahlen

Eine Sanierung ist für die Stadt vom Tisch. Nun müssten 15 Häuser der Wilhelmstraße neu an den Hauptkanal angeschlossen werden.

Rattenkanal: Anwohner sollen zahlen
Foto: Archiv

Wülfrath. Wo unser Abwasser hinfließt, interessiert uns in der Regel wenig. Meistens verschwindet der Dreck eben in einem Abwasserkanal — meistens. Unter der Wilhelmstraße im Bereich der Häuser 95 bis 129 ist das nicht so einfach. Da läuft das Schmutzwasser zwar auch in den Untergrund, doch das was da fließt, würde Reinhard Fritsch vom Tiefbauamt nicht als Kanal bezeichnen. „Das war ursprünglich ein Bach und in den 30er bis 40er Jahren hat man einfach einen Deckel drauf gemacht“, erklärt der Entwässerungsfachmann. Eins ist klar: So bleiben kann diese Konstruktion nicht (die WZ berichtete).

Nachgehakt

Bei der spannenden Frage, welche baulichen und finanziellen Auswirkungen dies hat, ist die Stadt jetzt laut Fritsch einen Schritt weiter. „Eine Sanierung ist vom Tisch, die würde irre viel Geld kosten“, sagt er.

Hochgerechnete 2,5 Millionen Euro müsse die Stadt in die Hand nehmen. Daher versucht die Verwaltung jetzt, einen anderen Weg zu gehen. „Wir prüfen derzeit, ob der Gewölbekanal nicht offiziell zum Gewässer erklärt werden kann“, berichtet der Fachmann. Das würde den Druck auf die rund 15 betroffenen Haushalte erhöhen, den Anschluss an den Hauptkanal in Angriff zu nehmen, denn Schmutzwasser in ein normales Gewässer zu leiten, ist verboten.

Der Anschluss würde aber zwischen 8000 und 15 000 Euro als Umlage für jedes Haus kosten. Was die Anwohner davon halten, kann man sich denken, ist aber noch nicht ausgesprochen worden. „Es gab noch keinen Dialog“, so Fritsch.

Warum kann aus Sicht der Stadt nicht alles so bleiben wie bisher? In einem natürlichen Gewässer fließt das Wasser nicht so schnell wie durch einen richtigen Kanal, so dass es viel leichter zu Verfaulungsprozessen kommt. Als „Rattenwohnung“ bezeichnet Frisch das Gewölbe, in dem das Wasser nach Erkenntnissen der Stadt völlig schwarz sein soll.

Den Problem-„Kanal“, der zwischen Düsseler und Südstraße verläuft, hat sich die Verwaltung im Rahmen des Abwasserbeseitigungskonzepts nach Jahrzehnten des Vergessens wieder zur Brust genommen. Fritsch: „Da wurde immer ein Kanal angenommen, ist aber nie offiziell einer gewesen.“ Was da unter der Wilhelmstraße schlummerte, hatte den Experten wirklich verblüfft. „Dass das überhaupt noch in Deutschland existiert.“

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