Politikverdrossenheit - Jung sein und Politik mögen?

Jung sein und Politik mögen — das geht, meint die Velberterin Larissa Pohler. Sie führt die Jusos im Kreis an.

Politikverdrossenheit - Jung sein und Politik mögen?
Foto: Oliver Koch/Jusos Velbert

Velbert. Politikverdrossenheit. Larissa Pohler mag das Wort im Zusammenhang mit Jugendlichen nicht. Die 27-Jährige ist die neue Vorsitzende der Jusos im Kreis Mettmann und sie glaubt: „Junge Leute interessieren sich für politische Themen, ordnen sich allerdings seltener einer bestimmten Partei zu.“ So habe sie die Erfahrung gemacht, dass sich Jugendliche eher projektbezogen mit den Dingen auseinandersetzen, die sie bewegen. „Aber sich auf längere Zeit binden — das ist dann schon schwieriger“, weiß die Velberterin.

Auch nicht so leicht, ist der Erstkontakt. „Jugendliche kriegt man nicht mehr in der Fußgängerzone“, sagt die Software-Entwicklerin. Bedeutet: Der Kampf um junge Engagierte wird nicht mit Flyern und Kugelschreiber gewonnen.

Ein Weg sind die Sozialen Netzwerke im Internet. Hier ist die Ansprache bewusst etwas frecher. Die Jusos Velbert etwa luden an Heiligabend das Foto eines besonderen Weihnachtsmanns bei Facebook hoch, der einer neuen populistischen Bewegung den Mittelfinger zeigte. Der dazu passende Text: „Pegida kann mich mal! Allen anderen: Schöne Feiertage!“

Larissa Pohler erläutert das klare Statement: „Pegida steht eigentlich gegen alles, was wir Jusos vertreten.“ Allerdings sei die Ansage eher an die Köpfe der Bewegung gerichtet. „Viele Bürger, die bei den Demonstrationen mitlaufen, haben eigentlich andere Probleme. Aber es ist eben leicht zu sagen: Flüchtlinge weg!“

Fraglich ist, ob die Jusos im Internet wirklich einen neuen Kreis an Interessierten erschließen können. Das weiß auch Larissa Pohler: „Klar, bei älteren Leute und den Jungen, die gar nicht mit uns verbunden sind, kommt das nicht an.“ Um mit einem ganz anderen Publikum ins Gespräch zu kommen, machen die Jusos im Kreis beispielsweise bei politischen Fahrten nach Berlin oder Brüssel mit, wo dann auch Mitglieder von nicht-politischen Vereinen im Boot sind.

„Mein Hauptziel ist es, die Organisation der Jusos im Kreis voranzubringen“, sagt Pohler. 260 der SPD-Mitglieder im Kreis Mettmann sind im Juso-Alter zwischen 14 und 35, trotzdem gibt es nur drei Städte, in denen es aktive Juso-Arbeitsgruppen gibt: Velbert, Ratingen und Hilden. Velbert ist mit rund 60 Aktiven die Juso-Hochburg. „Ich möchte auch in anderen Städten die Mitglieder reaktivieren“, sagt die 27-Jährige. Gerade in der CDU-Stadt Langenfeld oder Monheim, wo die Jugendpartei Peto die engagierten jungen Leute abgräbt, wird das keine leichte Aufgabe. Doch Pohler will es schaffen: „Nur wenn man auch die Leute hat, kann man überhaupt Anträge stellen und sich hörbar machen.“

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