Nevigeser Quartiere: Abenteuer auf dem Hügel

Bereits beim Bau der Siedlung östlich der Hügelstraße lief nicht alles rund, wie sich die Bauherren erinnern.

Neviges. Nachdem die 1934 entstandene Siedlung Lohmühler Berg lange einen Außenposten am Ortsrand von Neviges darstellte, begann man Ende der 1960er-Jahre damit, den Süden von Neviges zu erschließen. Keimzelle der neuen Siedlung war die Hügelstraße, rund zehn Jahre später folgte mit Auf den Pöthen und angrenzenden Straßen die Erweiterung nach Osten.

Gerhard Haun hatte sich damals um ein Grundstück beworben und zunächst eine Absage erhalten: „Viele Interessenten zogen allerdings zurück“, erinnert sich der gebürtige Nevigeser, der 1969 mit seiner Frau an der Krumbeckstraße doch noch ein Grundstück erwerben konnte.

„Mit 36 D-Mark war der Quadratmeterpreis für Nevigeser Verhältnisse unvorstellbar hoch“, erinnert sich Haun. Durch den Fels unmittelbar unter dem oberflächlichen Schiefer sei das Arbeiten im Untergrund sehr schwierig und aufwendig gewesen: „Als das erste Haus stand, gab es noch kein Wasser“, berichtet der Historiker, der 1972 mit seiner Familie ins Eigenheim einzog, von abenteuerlichen Verhältnissen zu Beginn der Bebauung.

Als Abenteuer der finanziellen Art entpuppte sich Jahre später für eine ganze Reihe Investoren die Ost-Erweiterung der Siedlung Richtung Dillenberger Weg: „Viele Häuser sind damals als Bauherrenmodell errichtet worden“, sagt Heinz Schmitz, der mit seiner Familie vor 27 Jahren als Mieter ein Reihenhaus in der Krahnheide bezog.

Doch wie bei vielen dieser Anfang der 1980er-Jahre Jahre aufkommenden Steuersparmodelle hakte es auch in Neviges: „Eine ganze Reihe der aus Betonfertigteilen errichteten Häuser stand damals leer“, sagt Schmitz.

Baumängel waren die Regel, auch der Vormieter hatte deshalb nach wenigen Monaten aufgegeben: „Eine ganze Bundesligamannschaft, die hier groß investiert hatte, ist fast pleitegegangen.“ Wohl aus dieser Zeit stammt die Bezeichnung „Hypothekenhügel“, wie manche Nevigeser die Siedlung noch heute nennen.

Der handwerklich versierte Radio- und Fernsehtechniker bot indessen dem Eigentümer an, sich um die Mängel in seinem Haus zu kümmern, wohnte dafür das erste Jahr mietfrei. Nach zehn Jahren hat die Familie ihr Heim gekauft, fühlt sich nach wie vor sehr wohl in der Siedlung — Sohn Christian hat kürzlich in der Nachbarschaft sein eigenes Häuschen erworben.

Mit dem Frieden in der Siedlung scheint es indessen vorbei, seitdem die Stadt die Bebauung längs der Hügelstraße in Richtung Asbrucher Straße ausdehnen will. Gegen den Bebauungsplan, der im Sommer nächsten Jahres den Rat passieren soll, formiert sich massiver Widerstand, während es auf der anderen Seite durchaus Interessenten gibt, die gern in der erweiterten Siedlung wohnen würden.

„Wir möchten nach unseren eigenen Vorstellungen in Neviges bauen, und an der Hügelstraße hätten wird die Chance“, sagt ein 31-jähriger Anwohner, der seinen Namen aufgrund der aufgeheizten Stimmung lieber nicht in der Zeitung sehen möchte.

Protest rührt sich auch gegen die Idee von Oberbürgermeister Peter Jung, die forensische Klinik, die das Land in Wuppertal bauen will, in unmittelbarer Nachbarschaft auf der Kleinen Höhe anzusiedeln.

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