Monument für den „großen Herrscher“

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Aprath liegt abseits der Verkehrsrouten. Dabei wurde das Monument bereits 1890 eingeweiht und ist das einzige seiner Art, das noch existiert.

Monument für den „großen Herrscher“
Foto: Ulrich Bangert

Wülfrath. Mit einer Höhe von 16 Metern ist das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Aprath eigentlich kaum zu übersehen. Um es in der Nähe des Schlosses Aprath zu finden, muss man aber einem Wanderweg folgen oder gezielt nach dem Bismarckplatz suchen. Ansonsten ist das 1890 eingeweihte Denkmal leicht zu verpassen — denn auch wenn es auf einer Anhöhe steht, liegt es doch eher abseits der größeren Straßen und asphaltierten Zufahrten.

Wie ein Wallfahrtort für nationalkonservative Kaiseranhänger wirkt das auf einer Anhöhe gelegene Denkmal für Kaiser Wilhelm I. wahrlich nicht — eher wie ein Relikt, über das die Zeit hinweggegangen ist. Die an dem Sockel befestigten Tafeln an dem Denkmal wurden entfernt, um sie vor Verwüstungen zu schützen. Der Reichsadler, der vor der Büste des Kaisers seine Flügel ausbreitet, hat keinen Kopf mehr. Und die Büste des „Magnus Imperators“, des großen Herrschers, wie ihn eine Inschrift rühmte, ist nicht mehr das Original, sondern ein Abdruck.

Dabei hat das Denkmal, das einen Fußmarsch vom Schloss Aprath entfernt ist, für Wülfrath ein Alleinstellungsmerkmal. Es ist das einzige historische Monument, das aus der Gründungszeit des Kaiserreiches erhalten ist, wie der städtische Denkmalpfleger Michael Kumpf sagt. Zwar war bereits 1875 an der jetzigen Wilhelmstraße — dort, wo später das Postamt gebaut wurde — ein Kriegerdenkmal eingeweiht worden. Dieses Denkmal wurde jedoch 1962 wieder entfernt, in der kleinen Grünanlage steht nun eine Eibe.

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Aprath wurde von dem damaligen Besitzer des Schlosses Aprath, dem Landtagsabgeordneten Karl Rumpff, gestiftet — als Erinnerung an den Besuch von Kaiser Wilhelm im Jahr 1877 in Aprath. „Der Kaiser setzte sich damals dafür ein, dass die Straßen im Kreis Mettmann befestigt wurden“, sagt Denkmalpfleger Kumpf. Als Dank dafür wurde die Kaiser-Wilhelm-Straße nach ihm benannt.

Das Denkmal in Aprath ist ein sechseckiges neugotisches Monument, das einem Tempel ähnelt. Ein sechseckiger Steinsockel trägt das zweistöckige und ebenfalls sechseckige Denkmal. Die ganze Konstruktion besteht aus dem Tiefengestein Syenit, lediglich die kleinen Säulen sind aus Granit. Die überlebensgroße Büste von Kaiser Wilhelm I. wurde aus carrarischem Marmor geschaffen, darüber erstreckt sich ein Baldachin, an dem sich unter anderem Engelsköpfe befinden.

Zudem hat das Denkmal sozusagen einen „zweiten Stock“: Auf einer weiteren Ebene wurde ein Helm aufgesetzt, der eine Nachbildung des Helmes des Burggrafen von Nürnberg, des späteren ersten Kurfürsten von Brandenburg darstellen soll. Zwischen 1870 und dem Jahrhundertwechsel — der Gründerzeit des Deutschen Reiches — wurden deutschlandweit zahlreiche Denkmäler des Kaisers aufgestellt — als Stand- oder Reiterstandbilder, Büsten oder auch Sitzstatuen. Sogar Türme wurden für den Hohenzollern-Monarch gebaut. Insofern lag die Errichtung eines Kaiser-Monuments in Wülfrath durchaus im Trend der Zeit.

Michael Kumpf, Denkmalpfleger

Das Denkmal in Aprath wurde nach dem Entwurf des Berliner Baurates Ludwig Ferdinand Hesse errichtet. Die Büste hat der Berliner Bildhauer Rudolf Schweinitz geschaffen. Das Denkmal baute die ebenfalls aus der deutschen Hauptstadt stammende Firma Gebrüder Zeidler. Eingeweiht wurde das Monument am 6. Juli 1890, sechs Jahre später vermachte das Ehepaar Rumpff das Denkmal sowie die Parzelle dem Kreis Mettmann.

Neben den Abnutzungen durch Wind, Wasser und Sonne hatte das Denkmal auch immer unter den Folgen von Vandalismus zu leiden. Aus diesem Grund wurde auch die Büste des Kaisers im Jahr 1982 ins Niederbergische Museum gebracht. Zudem wurde das Denkmal Ende der 1980er Jahre von einer Firma aus dem polnischen Gdansk (Danzig) von Grund auf restauriert.

Dazu wurde es unter anderem gesäubert und die Steinkonstruktion gefestigt. Zudem erneuerten die Fachleute die Fugen und setzten die Steinelemente neu auf. Auch die Steinflächen wurden mit entsprechenden Mitteln gehärtet, zudem kleinere Dekorationen erneuert.

Für die Pflege des Denkmalterrains ist der Kreis Mettmann zuständig. Er hat einen Gartenbaubetrieb damit beauftragt, sich einmal im Monat um das Areal zu kümmern und unter anderem Müll zu sammeln, Gras zu schneiden, tief hängende Äste abzuschneiden oder ähnliche Arbeiten durchzuführen. Für die Pflege des Denkmals als solches ist die Untere Denkmalbehörde der Stadt Wülfrath zuständig.

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