Modedesignerin Michèle Caspers: Ihre Kleider ziehen an

Michèle Caspers hat Modedesign studiert. Ihre Abschlusskollektion präsentiert sie am Freitag vor 2000 Zuschauern.

Velbert. Kleider machen Leute, und Leute machen Kleider. Zu ihnen gehört Michèle Caspers. Die 24-Jährige schließt gerade ihr Modedesign-Studium an der Düsseldorfer „Akademie für Mode & Design“ ab. Es dauerte dreieinhalb Jahre und kostete rund 27 000 Euro, monatlich 625 Euro. „Da muss ich mich bei meinen Eltern bedanken, die mir das ermöglicht haben.“

Caspers’ Abschlusskollektion trägt den Titel „Apologus — A Different World“ und besteht aus zehn verschiedenen Outfits. Sie interpretieren in zumeist glänzenden, edlen Naturtönen die mystische Atmosphäre der Märchen. „Mit meiner Kollektion möchte ich den Zauber zurückgeben, der in unserer technisierten Welt verloren geht“, sagt die Velberterin. Die Kleider fertigte sie innerhalb von drei Monaten. „Ich hatte zwei Nähhilfen, sonst hätte ich das nie im Leben geschafft.“

Buchstäblich bestechenden Anteil hatte auch der Förderpreis für junge Künstler der Stadt Velbert (Sparte Zeichnung), den sie 2011 erhielt: Von den 1000 Euro Preisgeld kaufte sie sich eine neue Nähmaschine. Traumhafte Welten sind für die ehemalige Schülerin des Nikolaus-Ehlen-Gymnasiums immer wieder eine Inspiration: In ihrer ersten Kollektion während des Studiums widmete sich die 24-Jährige der „Schneekönigin“ — mit Kleidern in Eisblau und Silber.

Dem Klischee, dass viele Kleider, die auf Modenschauen präsentiert werden, untragbar sind, hat Caspers in ihrer charmanten Art etwas entgegenzusetzen: „Man wird oft gefragt: ,Wer soll das denn kaufen?’ Meine Antwort: Keiner. Dafür sind diese Kreationen auch nicht gedacht. Kleidung ist nicht nur ein Mittel, um sich zu bedecken oder vor der Kälte zu schützen, sondern Mode erzählt zugleich eine Geschichte und vermittelt Gefühle — wie andere Kunstrichtungen auch.“

2011 absolvierte die Velberterin ein dreimonatiges Praktikum in einem Modeunternehmen in Neuseeland. „Meine Zukunft sehe ich allerdings in Deutschland, am liebsten in München. Ich möchte mich mit einem eigenen Label und Ladenlokal selbstständig machen.“ Das Geschäft soll ein ausgefallener Kunstraum werden — mit alltagstauglicher Damenmode für 20- bis 45-Jährige, „schick, aber lässig.“

Doch das ist noch ein Traum; erst einmal bewirbt sie sich nun bei Unternehmen in Düsseldorf, Köln und Essen als Junior-Designerin. Dabei lautet einer ihrer Grundsätze: Made in Germany. „In unserem Businessplan haben wir festgelegt, dass wir auf jeden Fall in Deutschland produzieren wollen und nicht in Bangladesh oder anderen Ländern mit Billiglöhnen. Man fühlt sich auch besser, wenn man etwas trägt, das unter fairen Arbeitsbedingungen entstanden ist.“ Zudem wolle sie mit Stoffen arbeiten, die ein haptisches Erlebnis seien, sich also gut anfühlen: „Polyester kommt mir nicht auf den Tisch.“

Trotzdem hat auch hochwertige Mode ihre Tücken, denn ein Sprichwort besagt: Wer schön sein will, muss leiden. „Stimmt“, findet Michèle Caspers. „Ich merke das an mir selbst: Die Winterjacke sieht offen schöner aus, aber es ist saukalt.“ Natürlich fühle man sich in bequemen Sachen wohler, „aber ich ziehe auch Klamotten an, die zwacken. Ich freue mich dann darauf, zuhause einen kuscheligen Pulli zu tragen und es mir gemütlich zu machen.“

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