Milchbauern ziehen für das Jahr 2017 eine positive Bilanz

Familie Mühlinghaus aus Neviges baut für ihre 110 Kühe selbst das Futter an. Die teils hohen Temperaturen sorgen für Probleme, die gestiegenen Preise für Milch für Freude.

Neviges. Wenn am Sonntag Erntedankfest gefeiert wird, kann Martin Mühlinghaus nicht mit prächtigen Garben aufwarten. „Als Milchviehbetrieb bewirtschafte ich nur Grünland und baue Mais an. Aber schließlich ernte ich das Futter, damit die Kühe Milch geben können.“ Vier Mal konnte der Nevigeser Landwirt in diesem Jahr das Gras schneiden, das als Silage eingelagert wird. „Wenn das Wetter so bleibt, gibt es vielleicht einen fünften Schnitt.“ Gemischt mit Stroh und Mais, muss das Futter für die 110 Kühe und deren Nachzuchten für ein Jahr reichen. Vater Emil Mühlinghaus ist durchaus zufrieden: „Die Kolben haben sich gut entwickelt, da steckt die Power drin.“

Starke Herbststürme hatten am Niederrhein hektarweise die Bestände zerstört. „Wir hatten Glück“, stellte Martin Mühlinghaus fest. Doch ganz unproblematisch war das mit Mais in diesem Jahr nicht: „Nach der Aussaat im Frühjahr war es sehr trocken, er hat noch rechtzeitig Wasser abbekommen.“ Mais verträgt Hitze besser als andere Getreidearten, das bekamen die anderen Bauern zu spüren. „Im Juni gab es mehrere Tage mit Temperaturen über 35 Grad, der Weizen wurde von oben regelrecht abgekocht“, klagte bei der Vorstellung der Erntebilanz der stellvertretende Vorsitzende der Kreisbauernschaft, Josef Aschenbroich. „Als die Ernte anstand, gab es wieder Regen, es gab Verluste von durchschnittlich 20 Prozent“, so der Langenfelder Landwirt, der zum ersten Mal Soja angebaut hat. Der Klimawandel macht’s möglich, gleichzeitig stellen unberechenbare Wetterkapriolen neue Herausforderungen an die Landwirte.

Die Familie Mühlinghaus begrüßt den vermehrten Anbau von heimischen Eiweißpflanzen: „Wir wollen unseren Kühen nur gentechnikfreies Futter geben.“ Während die Verbraucher seit einigen Wochen spürbar mehr für Butter zahlen müssen, freuen sich die Bauern über die gestiegenen Milchpreise, die vor über einem Jahr deutlich unter den Produktionskosten lagen. Die Schleuderpreise für Milch bereiteten dem damals frisch gebackenen Landwirtschaftsmeister manch schlaflose Nacht — er hatte gerade mehrere hunderttausend Euro in einen offenen Klimastall mit Melkroboter investiert.

Inzwischen liegt der Erzeugerpreis bei rund 36 Cent. „Wenn das so bleibt, ist das wunderbar“, so der Jungbauer, der keinen Grund sieht, übermütig zu werden: „Man muss alles mit Köpfchen machen.“ Mit dem Melkroboter ist er ebenfalls zufrieden. „Die Startschwierigkeiten sind überwunden.“ Anhand von Transpondern registriert der Computer auch, wann eine Kuh bullig wird und es Zeit ist für den Besamungstechniker. Denn nur eine Kuh, die ein Kalb geboren hat, gibt Milch.

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