Krimi-Autor in neuer Verpackung

Bennet Bialojahn wuchs als Brigitte in Wülfrath auf. Jetzt kommt er mit einem persönlichen Buch zurück in die Heimat.

Krimi-Autor in neuer Verpackung
Foto: Ulrich Bangert

Wülfrath. Autor Bennet Bialojahn kehrt mit einem Krimi zurück in seine Heimatstadt Wülfrath — und mit einer Überraschung. Seine alten Schulkameraden kannten den Krimischreiber nur unter dem Namen Brigitte. Diese merkte schon im Kindergarten, dass sie anders war als andere Mädchen. „Ich habe immer mit den Jungs gespielt und dachte, ich wäre einer“, erinnert sich der heute 60-Jährige. Viele Jahre lebte er weiter als Frau, heiratete eine Frau, arbeitete bei einer Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt und schrieb Krimis mit lesbischen Protagonistinnen.

Was vor zwei Jahren passierte, hängt eng mit Bialojahns neuem Krimi „Trans*Later“ zusammen. 2015 wurde Bennet Bialojahn — damals noch immer Brigitte — krank. „Ich dachte, ich hätte Burnout“, sagt er. Doch mittlerweile wurde ihm klar: „Die vielen Jahre des Verdrehens hatten ihren Preis.“ Mit 58 entschloss sich Bialojahn einen anderen Weg einzuschlagen. Einen, der sich zum ersten Mal richtig anfühlte. Heute sprüht der Autor vor Leben: „Das hat mir neue Energie gegeben.“ Und offenbar einen kreativen Schub. Genau in dieser Zeit des Wandels schrieb Bialojahn seinen jüngsten Krimi, aus dem er am Freitag, 3. März im Laden „@Home“, Wilhelmstraße 177, liest.

„Das ist mein bislang persönlichstes Buch“, verrät der gebürtige Mönchengladbacher, der zwischen dem dritten und dem 21. Lebensjahr in Wülfrath lebte. In Bialojahns Stoff wird ein Toter um Hinterhof des Szeneclubs „Trans*Later“ gefunden. Das Opfer war gerade in seiner Transition zum Mann und hatte Angst, sich Familie und Freundinnen anzuvertrauen.

Bialojahn hatte es dagegen in seinem Leben leichter. „Ich hatte Glück, ich habe noch überhaupt keine negativen Reaktionen auf meine Entscheidung bekommen“, sagt er. Obwohl gerade im beruflichen Kontext einige Ansprechpartner manchmal nicht so recht mit der Situation umzugehen wissen. Dann sagt Bialojahn: „Leute, die Verpackung hat sich verändert, aber der Inhalt ist gleichgeblieben.“ Das verstehen die meisten. Lediglich die 84-jährige Tante spiele nicht mit. „Daran gewöhne ich mich nicht mehr“, habe sie zu Bennet Bialojahn gesagt. Das sei dann für ihn aber auch kein Problem.

In seinem Buch legt der Autor ein zügiges Tempo vor und lässt den Leser bis zum Ende im Unwissen über die Identität des Täters. Erst während des halbjährigen Schreibprozesses legte sich Bialojahn endgültig fest, wer die blutige Tat zu verantworten hat. Dass Bialojahn Heilpädagogik mit dem Schwerpunkt Tiefenpsychologie studiert hat, habe ihm dabei geholfen, seine Figuren so darzustellen, dass der Leser ihr Handeln nachvollziehen kann.

Auf die Lesung ist der Autor sehr gespannt. Die Hälfte der 20 Plätze sei schon belegt. Bei Terminen im anderen Rahmen, etwa beim Christopher Street Day (CSD) in Duisburg, weiß Bialojahn das Publikum einzuschätzen. Aber in Wülfrath? Er hofft auf viele neugierige Leute.

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