„Klinkenputzen gehört zu meinem Job“

Die neue Wülfrather Citymanagerin, Anke Haun, soll vor allem die Innenstadt stärken. Keine leichte Aufgabe, wenn es um die Ansiedlung von Einzelhändlern geht.

„Klinkenputzen gehört zu meinem Job“
Foto: Holger Bangert

Wülfrath. Ansprechpartnerin für Gewerbetreibende, Impulsgeberin, Projektentwicklerin, Mediatorin — so ungefähr lässt sich das Anforderungsprofil der neuen Citymanagerin, Anke Haun, zusammenfassen. Ihre Stelle ist bis Ende 2018 befristet, dann enden — Stand jetzt — die Fördermittel, mit denen das Citymanagement bezahlt wird. Die Arbeitszeit von Anke Haun in Wülfrath beträgt fünf Stunden pro Woche, dienstags ist sie in der Kalkstadt. „Das ist schon Zeit, um etwas zu bewegen“, sagt die 30-Jährige.

„Klinkenputzen gehört zu meinem Job“
Foto: Holger Bangert

Anke Haun ist allerdings auch klar, dass ihr die aktuelle Entwicklung im Einzelhandel nicht gerade in die Karten spielt. Der Trend zum Shoppen im Internet setzt Einzelhändler generell unter Druck, zudem sind die nahe gelegenen Oberzentren Wuppertal, Düsseldorf und Essen für potenzielle Kunden sehr attraktiv. Was muss also passieren, um den Einzelhandel in der Kalkstadt zu stärken?

„Klinkenputzen gehört zu meinem Job“
Foto: Andreas Reiter

Anke Haun, Citymanagerin

„Wülfrath ist schön, gemütlich und bietet etwas“, beschreibt sie bei einem Spaziergang durch die Fußgängerzone — zusammen mit Anja Haas vom Amt für Wirtschaftsförderung — die Vorzüge der Kalkstadt. Die Eröffnung des Panorama-Radweges und des Neanderlandsteiges haben Touristen nach Wülfrath gebracht — potenzielle Kunden. Mit diesen Argumenten alleine ist es freilich nicht getan. „Neugründungen sind schwierig“, weiß Anke Haun. Sie recherchiert deswegen zum Beispiel im Umland, ob es Geschäfte gibt, die sich vergrößern möchten. „Wir bieten dann an, eine Dependance in Wülfrath zu eröffnen“, sagt die Citymanagerin. Nachsatz: „Klinkenputzen gehört zu meinem Job.“

Bedarf gebe es reichlich, ergänzt Anja Haas. Sie selbst wünscht sich ein Sportgeschäft, eines für junge Mode und Feinkost. Natürlich auch einen Metzger, den es in der Innenstadt nicht mehr gibt, seit Stracke dort geschlossen hat. Mit ihren Wünschen ist sie nicht alleine. „Zu uns kommen immer wieder Leute, die eine Metzgerei haben wollen“, sagt Anja Haas. Daher sei man sehr interessiert, einen Nachfolger für Stracke zu finden. Dieser solle nach Vorstellungen des Eigentümers die Fleischtheke übernehmen, die in dem seit dem Spätsommer des vergangenen Jahres leerstehenden Geschäft verblieben ist.

Rückschläge gehören zum Geschäft. „Wir haben lange versucht, einen Nachfolger für das Kindermodengeschäft Eisbär Kids von Karin Schwanbeck zu finden. Das ist uns leider nicht gelungen“, sagt Anja Haas. Dafür betreibt an dieser Stelle nun ein Game-Shop die Räumlichkeiten. Auch das ehemalige Geschäft „Luna — Kunst und Handwerk“ ist wieder mit Leben erfüllt. Zwei Heilpraktikerinnen haben diesen Standort für ihre Praxis übernommen.

Zur „1-A-Lage“ Wülfraths zählen Anke Haun und Anja Haas vor allem den Bereich vom Heumarkt bis zum Ware-Platz. Aber auch dort stehen immer wieder Geschäfte leer. Am Heumarkt zum Beispiel der ehemalige Imbiss, daneben das frühere Blumengeschäft. Ein Stück weiter auf der Fußgängerzone in Richtung Ware-Platz, gegenüber von At Home, fallen leere Geschäftsräume in den Blick. Und auch nur ein paar Schritte weiter rechts und links von der Sprachschule von Mrs Bondsfield.

„Eigentümer können Leerstände kostenfrei ins Wülfrather Stadtnetz einstellen“, sagt Anja Haas. Dieser Service soll dabei helfen, schneller Interessenten zu finden. Wenn es Richtung Herbst geht, sollen dann noch leerstehende Geschäfte für Ausstellungen von Künstlern genutzt werden, wie es in anderen Kommunen bereits praktiziert wird.

Auf der Positiv-Liste sieht Anke Haun genau wie Anja Haas die Verfügungsfonds Wülfrath aktiv, die im Jahr 2013 ins Leben gerufen worden waren. Damit werden Ideen gefördert, die einen Beitrag zur Aufwertung der Wülfrather Innenstadt leisten können und der Allgemeinheit dienen. Bürger, Eigentümer, Einzelhändler, Unternehmen, Vereine oder Organisationen werden mit 50 Prozent der Kosten unterstützt, wenn die Projekte von der Lenkungsgruppe positiv beschieden werden. Die Lenkungsgruppe besteht aus Personen aus dem Einzelhandel, Vereinen, Institutionen und der Stadt Wülfrath. Auf diese Weise sind zum Beispiel historische Straßennamenschilder für den Kirchplatz angeschafft worden, eine Bank und ein Mülleimer am Krapps Teich und die Weihnachtsbeleuchtung wurde erweitert.

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