Kampagne: Baby statt Smartphone

Die Stadtverwaltung appelliert an Eltern, sich nicht zu sehr vom Mobilgerät ablenken zu lassen. Aber auf eine humoristische Art.

Kampagne: Baby statt Smartphone
Foto: Andreas Reiter

Wülfrath. Sie gehören zum Stadtbild: Eltern, die sich intensiv mit ihrem Smartphone befassen, während ihre Babys oder Kleinkinder vergeblich versuchen, mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Die Stadtverwaltung möchte diesem Trend entgegensteuern, „aber nicht mit erhobenem Zeigefinger“, wie Jugendamtsleiterin Bärbel Habermann versichert, sondern so, „dass der Betrachter den Hinweis gut akzeptieren kann.“

Gabriele Garthe, Kinderschutzfachkraft der Stadt, über Smartphone-abgelenkte Eltern

Die Kampagne „Sprich mit mir und erkläre mir die Welt“ wird von drei Cartoons der Künstlerin Renate Alf begleitet, die auf Postkarten gedruckt wurden und am Infostand der „Frühen Hilfen“ während des Wülfrather Kindersachenflohmarktes am Sonntag, 26. August, in der Fußgängerzone kostenfrei erhältlich sein werden. Sie finden sich auch im Begrüßungsrucksack der Stadt. Zu sehen sind humorvoll dargestellte Alltagssituationen von smartphone-abgelenkten Eltern mit ihren Kindern. Ein Motiv zeigt, wie zwei Kinderwagen kollidieren, weil beide Mütter entsprechend abgelenkt sind.

„Ich habe die Cartoons von Renate Alf in einem Krankenhaus in Bergisch Gladbach gesehen, und Kontakt mit der Künstlerin aufgenommen“, berichtet Bärbel Habermann. Von insgesamt sieben Motiven hat sie die drei besten ausgewählt. Die Initiative ist nach Angaben der Jugendamtsleiterin eine Premiere im Kreis Mettmann.

Kinderschutzfachkraft Gabriele Garthe hat die Federführung für die Kampagne übernommen. „Die Eltern sollten die Wachphasen ihrer Kinder nutzen. Kleine Kinder oder Babys beziehen die Mimik ihrer Eltern immer auf sich. Wenn sie lachen oder sich ärgern, während sie ihr Smartphone benutzen, können ihre Kinder das nicht einordnen“, erklärt Gabriele Garthe. Egal ob Hunger, Körpernähe oder Gesellschaft von den Kindern angemeldet oder gewünscht wird, die Botschaft sollte nicht ins Leere gehen. „Die Kleinen spüren sonst eine Ablehnung, die sie nicht verstehen“, ergänzt die Kinderschutzfachkraft.

„Was macht dieser Umgang mit der Bindung, Was geht verloren?“, fragt Bärbel Habermann rhetorisch. Die Ergebnisse solchen Verhaltens kommen nicht selten von Kitas als Rückmeldung bei der Verwaltung an. „Wenn nichts passiert, nimmt sich das Kind zurück“, sagt Gabriele Garthe. Dies kann zu einer gestörten Sprechentwicklung führen, das Selbstbewusstsein des Nachwuchses wird nicht gefördert und vieles mehr.

„In diesem Alter werden die Grundlagen des Vertrauens gelegt“, sagt Gabriele Garthe. Die Kampagne soll Erwachsene sensibilisieren, das persönliche Gespräch mit den Kindern nicht zu vernachlässigen.

Interessierte Einrichtungen können die Postkarten unter der Internetadresse [email protected] bestellen. Die Jugendamtsleiterin Bärbel Habermann bedauert, dass die Stadt momentan in Zeiten eines Haushaltssicherungskonzeptes keine entsprechende Plakataktion finanzieren kann. Es ging um einen vierstelligen Betrag. „Aber wenn es Sponsoren gibt. . .“

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