In Schöller ist wohl die letzte Messe gelesen

In der Kapelle St. Mariä Empfängnis hielten Gläubige den letzten regulären Gottesdienst ab. Die Gemeinde schließt sich Gruiten an.

In Schöller ist wohl die letzte Messe gelesen
Foto: Ulrich Bangert

Wülfrath. Drangvolle Enge herrschte in der kleinen Kapelle des Bergfrieds. Viele Gottesdienstbesucher wollten dabei sein und standen an der Tür, als in „St. Mariä Empfängnis“ die letzte Messe gelesen wurde. „Ich will nicht hoffen, dass es die letzte war“, gibt sich Ursula Horn, die Besitzerin des ehemaligen Rittergutes Schöller, zuversichtlich. „Bei der guten Stimmung und den vielen Leuten kann ich mir das nicht vorstellen. Ich hoffe, dass einmal in Jahr noch ein Gottesdienst stattfinden kann. Wenn es hier keine Gottesdienste mehr gibt, wird das ganz vielen Leuten wehtun.“ Sie denkt dabei auch an die Ökumene, wenn sich demnächst die kleine evangelische Gemeinde praktisch auflöst und sich Gruiten anschließt.

In Schöller ist wohl die letzte Messe gelesen
Foto: Ulrich Bangert

Ursula Horn, Besitzerin des früheren Ritterguts Schöller

Bisher wurde vor dem spätbarocken Altar, der 1754 von einem holländischen Meister geschaffen wurde, regelmäßig dreimal im Jahr die Heilige Messe zelebriert, unter anderem anlässlich des Erntedankfestes. Weil die Wülfrather Pfarrgemeinde St. Joseph nicht an fünf Stellen Messen lesen kann, fiel die Entscheidung, das kleine Kapellchen in dem Turm nicht mehr zu bedienen.

Pfarrer Jürgen Arnolds, der im Erntedankfest „ein großes Zeichen für den Frieden“ sieht, hatte mit keiner Silbe erwähnt, dass dies die letzte Messe war. „Es könnte immer mal wieder Gottesdienst hier gefeiert werden“, kann sich der Geistliche im Gespräch mit der WZ vorstellen. An Hochzeiten denkt er dabei jedoch weniger, zum einen wegen des geringen Platzangebotes, zum anderen sollten Hochzeiten in richtigen Kirchen stattfinden, wo auch Taufen hingehören, zudem besitzt die Kapelle kein Taufbecken.

Helmut Schey, hat in der kleinen Kapelle seiner Margarte das Ja-Wort gegeben. „Ich würde mich freuen, wenn das hier weitergeht.“ Der alte Schölleraner hängt an dem sakralen Ort. Zusammen mit Josef Gößl, Andreas Keck, Ulrich Vollmert und Hans-Günter Horn hatte er die Decke neu verputzt. „Die Spannbögen haben wir mit Leinöl und Terpentinersatz so lange bearbeitet, bis die Kalksteinoptik wieder hergestellt war.“

Stefan Castelli sinniert: „Vielleicht lassen sich neue Wege finden.“ Der Gruitener erinnert sich gerne an eine Wallfahrt von St. Nikolaus in Gruiten nach Neviges. „Da haben wir in Schöller eine Station gemacht — das war toll.“

Gottesdienste in St. Maria Empfängnis waren immer ein bisschen mit Aufwand verbunden: Die Gesangbücher mussten aus Wülfrath mitgebracht werden. Dazu sollten die Gläubigen gut bei Stimme sein, es gibt keine Orgel. Es wird A cappella ohne die Unterstützung von Instrumenten gesungen.

Das war am Sonntagabend anders. Der Kirchenchor St. Joseph sang, Chorleiter und Organist Hans-Joachim Beyer hatte ein Keyboard aufgestellt, Ursula Wodarczak spielte auf der Blockflöte — es war eben doch eine besondere Messe.

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