„Ich arbeite mit jungen, engagierten Menschen“

Saliha Ates-Karabulut betreut unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge. Ein Job, der sie fordert, aber auch viele Erfolge hervorbringt.

„Ich arbeite mit jungen, engagierten Menschen“
Foto: Andreas Reiter

Wülfrath. „Meine Arbeit macht mir sehr viel Freude. Ich arbeite mit jungen, engagierten Menschen und kann ihnen eine Starthilfe geben.“ Diplom-Pädagogin Saliha Ates-Karabulut von der Jugendhilfe, Fachstelle für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge, war schon im Frühjahr 2016 dabei, als die ersten Jugendlichen nach Wülfrath kamen. „Wir haben unsere Quote schnell erfüllt“, versichert die 34-Jährige. Damals waren es 14 junge Menschen zwischen 14 und 18 Jahren, aktuell sind es 13, darunter ein Mädchen. Sie ist eine Ausnahme. „Die Jungen werden alleine geschickt, die Mädchen nicht, weil die Sorgen der Familien viel zu groß sind“, weiß Saliha Ates-Karabulut.

Beim obligatorischen Erstgespräch hat sie die Unterstützung eines Dolmetschers. Die Jugendlichen berichten davon, woher sie kommen, wie alt sie sind und was sie erlebt, beziehungsweise erlitten haben. „Manche reden schon beim ersten Gespräch darüber, andere erst nach Monaten“, so die Erfahrung der Flüchtlingshelferin.

Die Jugendlichen werden dann entweder in Jugendeinrichtungen, bei Pflegefamilien oder entfernten Verwandten untergebracht. Ihr Bedarf wird ermittelt und der Einstieg in den Schulalltag wird vorbereitet. Und sie bekommen Vormünder, weil keine Erziehungsberechtigte vorhanden sind. Die Vormünder wiederum stellen die Asylanträge für ihre Schützlinge.

Bisher hat Saliha Ates-Karabulut mehr als 20 Jugendliche betreut. Wie sehen ihre persönlichen Erfolgserlebnisse bei ihrer Arbeit aus? „Ich bemerke nach eineinhalb Jahren eine enorme sprachliche Entwicklung bei ihnen“, sagt die 34-Jährige. Ein Drittel von ihnen bräuchten keinen Dolmetscher mehr, wenn die wichtigen Hilfeplanungsgespräche geführt werden. „Dabei müssen die Jugendlichen alles verstehen, damit sie mitwirken können“, sagt Saliha Ates-Karabulut. Ein Vorteil dabei sei deren Alter, das den Spracherwerb viel schneller ermögliche als bei Erwachsenen, und deren starken Wille, Deutsch zu lernen.

Zu den Erfolgserlebnissen der Helferin zählt auch, wenn ein Schüler in der Schule glänzt. Die unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlinge, die in Wülfrath untergebracht sind, gehen in Mettmann in die internationale Klasse des Berufskollegs. Ein 18-Jähriger zum Beispiel hat im Sommer den Hauptschulabschluss geschafft und lernt nun für die mittlere Reife. Beeindruckend, wie schnell er die Sprache lernte.

Dies klappt freilich nicht immer reibungslos. Ein entscheidender Faktor für die Entwicklung der Jugendlichen ist laut Saliha Ates-Karabulut das Asylverfahren. „Das ist ein großer Druck für sie“, weiß die 34-Jährige. Bei einer Ablehnung würden Sorgen und Ängste wachgerufen und dann seien Rückschritte die Regel. „Die Jugendlichen sind dann total am Boden“, beschreibt Saliha Ates-Karabulut den Zustand der Betroffenen. Nachsatz: „Wenn sie gehen müssen, ist das sehr Schade um das Erreichte.“

Saliha Ates-Karabulut, von der Jugendhilfe über die Reaktion ihrer Schützlinge, wenn ihr Asylantrag abgelehnt wird

Dies ist natürlich nicht immer so. Für diejenigen, die anerkannt werden, hat das Leben auch einige sehr positive Wendungen parat. Ein Jugendlicher durfte bei einem Fußballclub mittrainieren. „Dabei ist sofort aufgefallen, dass er ein großes Talent hat“, berichtet Saliha Ates-Karabulut. Der Verein habe sich darauf hin sehr bemüht, dass der junge Spieler in den Klub eintritt, was er schließlich auch tat. Andere bewegen sich eher im Breitensport. „Der Anspruch an die Jugendlichen ist nicht nur im Sport Zuverlässigkeit“, beschreibt die 34-Jährige die Erwartungshaltung an die jungen Flüchtlinge — und die meisten werden ihr gerecht, auch bei ihren ersten Schritten in Wülfrath, so die Helferin.

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