Helfer richten den nächsten jüdischen Friedhof her

Der Verein Lot aus Wülfrath reiste mit zwölf Helfern nach Sabile in Lettland. Erschwert wurden die Arbeiten durch eine unkooperative Stadtverwaltung.

Wülfrath. Harte Arbeit, viel Schweiß, eine unkooperative Stadtverwaltung und ein bewegender Moment — auch in diesem Sommer hat der Verein Lot einen jüdischen Friedhof in Lettland so weit wie möglich wieder hergerichtet, diesmal in Sabile. Der Wülfrather Pastor Klaus-Peter Rex, Vorsitzender des Vereins, berichtet im Gespräch mit der WZ von den Arbeiten, an denen diesmal zwölf Helfer im Alter von 17 bis 30 Jahren aus der Kalkstadt beteiligt waren.

Helfer richten den nächsten jüdischen Friedhof her
Foto: Anika Göttsche

Bevor es überhaupt richtig losgehen konnte, musste zunächst Gestrüpp gelichtet und ein Weg instandgesetzt werden. Mehr als 100 Grabsteine wurden gefunden, aufgerichtet und gesichert. Zudem war die Friedhofsmauer „bis zum Boden zerstört“, berichtet Klaus-Peter Rex. Auch das Eingangstor war Ziel der Ausbesserungsarbeiten von Lot. Probleme bereitete den Camp-Teilnehmern zudem ein abgestorbener Baum.

„Ich habe den Friedhof bereits im Oktober besucht und als klein eingestuft. Das hat sich im Verlauf der Arbeiten aber gründlich geändert“, sagt der Pastor. Die Helfer haben in gut einer Woche nur einen — wenn auch recht großen — Teil des Friedhofs herrichten können. „Mindestens 40 Gräber im südlichen Bereich haben wir nicht geschafft“, sagt Klaus-Peter Rex.

Zu den Beschwerlichkeiten der Arbeiten zählte, dass die Stadtverwaltung von Sabile laut Rex kein vernünftiges Gerät zur Verfügung gestellt hatte. Selbst die Schubkarre hatte zunächst einen defekten Reifen, eine Motorsäge ließ lange auf sich warten. Sand, Schotter und Zement waren ebenfalls recht lange unterwegs, bis die Baustoffe den Friedhof erreichten.

Klaus-Peter Rex, Vorsitzener von Lot, über die mangelhafte Kooperation der Verwaltung von Sabile

„Eigentlich könnten die froh sein, dass wir dort waren, aber wir hatten kaum Unterstützung, sagt der Pastor. Aber auch die zuständige jüdische Gemeinde in Riga habe viele Probleme mit dieser Verwaltung gehabt. Die Kontaktaufnahme sei besonders schwierig, so Rex weiter. Warum das so ist, kann der Lot-Vorsitzende nicht sagen.

Dies hat nun zur Folge, dass der Rest des Friedhofs zumindest nicht mit weiterer Wülfrather Unterstützung hergerichtet wird. „Da sich die Gemeinde Sabile nicht sehr kooperativ gezeigt hat — kein Offizieller hat sich auf dem Friedhof sehen lassen — scheidet eine Verlängerung der Arbeiten im nächsten Jahr aus“, sagt Klaus-Peter Rex.

Zur Eröffnung des sanierten Teils kamen schließlich rund 50 Personen, darunter die israelische Botschafterin, Vertreter der jüdischen Gemeinde Riga und der Kultursekretär der deutschen Botschaft. Auch der Bürgermeister des Ortes erschien diesmal. Eine Gruppe aus Amerika und eine aus Israel waren ebenfalls zugegen. Deren Vorfahren hatten in Sabile gelebt. Eine amerikanische Familie fand auf diesem Friedhof tatsächlich das wieder hergerichtete Grab einer Angehörigen — ein bewegender Moment für die US-Amerikaner, die den Helfern von Lot aufgeregt davon berichteten. „Das hat auch mich sehr bewegt“, gibt der Pastor zu.

Eine weitere positive Entwicklung hatte Klaus-Peter Rex im Gepäck: Es bahnt sich eine neue Partnerschaft an. Die Angehörigen aus Israel fragten, ob nicht auch Jugendliche aus ihrem Kibbutz beim nächsten Camp teilnehmen können. „Es wäre schön, wenn sich da eine Zusammenarbeit ergeben könnte — auch im Hinblick auf eine Schulpartnerschaft, sagt Klaus-Peter Rex.

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