Haus des Grauens: Isoliert in der Nachbarschaft

Mordprozess: Familie war seit Jahren für laute Streitereien bekannt.

Wuppertal/ Velbert. Kaum Kontakte nach außen, dafür aber belästigend lauter Streit und Brüllerei mit Kraftausdrücken — so beschreiben Nachbarn aus Velbert-Langenberg das Leben in der unter dem Stichwort „Haus des Grauens“ bekannt gewordenen Familie in ihrer Mitte. Am Donnerstag setzte das Landgericht Wuppertal den Mordprozess gegen den 53-jährigen Familienvater und Geschäftsmann fort. Der hat zugegeben, am 23. Januar seine Frau gedrosselt und dann erstochen zu haben. „Dass da mal was passieren würde, war in der Nachbarschaft allen bewusst“, hat ein Zeuge dazu erklärt.

Mit Verletzten habe er gerechnet, erläuterte der technische Angestellte auf Nachfrage des Gerichts. Die Frau und der Ehemann hätten sich seit mehr als 15 Jahren gegenseitig beschimpft und dabei jeweils den gleichen Ton angeschlagen, die Kinder hätten später mitgehalten. Ums Aufräumen sei es beispielsweise gegangen. „Einmal bin ich mit dem Hund rüber“, berichtete der Mann. Genützt habe es wenig. „Der Mann war lauter“, schätzte eine 45-jährige Nachbarin die Lage ein. Rein stimmlich meine sie das, als dominierender schätze sie ihn nicht ein. „Du blöde Kuh“, „Du bist zu dumm“, solche Ausdrücke seien an der Tagesordnung gewesen. Das sei über Jahre etwa gleich geblieben.

Freunde der Familie hatten allerdings früher in der Verhandlung von einer Zuspitzung in der Ehe berichtet. Die Frau habe über das Internet einen Freund kennengelernt, habe ausziehen wollen. Zu Weihnachten sei der Streit besonders schlimm gewesen. Der Angeklagte soll seine Frau wegen ihrer neuen Beziehung nochmals vulgärer beschimpft haben.

Ihr Mann schlage sie, das soll die Getötete schon geraume Zeit vor der Tat einer Freundin gegenüber offenbart haben. Von einem Polizeieinsatz im gemeinsamen Haus wurde berichtet, von einem zeitweiligen Hausverbot für den Ehemann. Der Angeklagte habe seine Tat angekündigt und die Absicht geäußert, eine psychische Krankheit vorzutäuschen, das hat eine Zeugin ausgesagt.

Anzeichen körperlicher Gewalt hätten sie nicht bemerkt, das berichten die Zeugen übereinstimmend. Keine Schmerzensschreie und keine offensichtlichen Verletzungen. Darüber sei auch nichts in der Nachbarschaft bekannt geworden. „Ich habe die Familie sowieso nur aus dem Auto heraus gesehen“, sagte die 45-Jährige. Nur eben gegrüßt habe man sich auf der Straße, fügte eine andere Nachbarin hinzu. Wenn die Familie verreist war, habe man das bemerkt: Es habe dann weniger Lärm gegeben. „Wir pflegen sonst ein freundschaftliches Verhältnis in der Nachbarschaft“, erläuterte die Frau. Feste würden gelegentlich gemeinsam gefeiert und unter den anderen Familien gebe es auch Kontakt durch die Kinder.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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