Hängepartie ums Hertie-Haus

Das Feuer am Freitag haben tatsächlich Kinder gelegt. Aber wem gehört das Gebäude jetzt eigentlich? Ferox ist vom Kaufvertrag zurückgetreten.

Velbert. Wegen des Brandes am Freitag im früheren Hertie-Kaufhaus ermittelt die Polizei gegen sechs Kinder im Alter von zwölf Jahren. „Sie sind teils geständig, teils beschuldigen sie sich gegenseitig“, sagte Polizeisprecher Ulrich Löhe.

Vor allem im Obergeschoss hatten die Zwölfjährigen Müll angezündet und damit einen Großeinsatz der Feuerwehr ausgelöst (die WZ berichtete). „Es ist Gott sei Dank gut für sie ausgegangen. Aber wegen der starken Rauchentwicklung hätte es auch sehr gefährlich werden können“, so Löhe.

Der genaue Schaden ist angesichts der seit Jahren schon brachliegenden Räume schwer zu beziffern. Die Kinder sind noch nicht strafmündig. Die Staatsanwaltschaft müsse letztlich den Vorfall bewerten, sagte Löhe.

Die Kinder waren offenbar durch nicht richtig gesicherte Türen vom Parkhaus aus in das Gebäude vorgedrungen. Bereits im Mai 2011 hatte es im Hertie-Haus eine Brandlegung gegeben — auch damals durch Kinder. Die Sprinkleranlage war nach einem Wasserschaden im Dezember 2010 außer Funktion gesetzt worden.

Immer wieder sollen sich Menschen in dem einstigen Kaufhaus aufhalten. Auch für die Stadt stellt sich daher die Frage nach der Sicherungspflicht. „Die liegt zunächst immer beim Eigentümer. Aber den müssen wir erst einmal ermitteln. Wir gehen der Sache nach“, sagte Kornelia Wirtz, Leiterin der Bauaufsicht.

Leicht ist es aber nicht festzustellen, wer für die Immobilie zuständig ist. Die Ferox Immobiliengruppe mit Sitz in Wuppertal hatte im Juli 2011 den Abschluss eines Kaufvertrags bekanntgeben und Pläne vorgestellt, das Kaufhaus mit hochwertigem Einzelhandel wiederzubeleben.

Doch inzwischen ist Ferox vom Kaufvertrag zurückgetreten, bestätigte Projektentwickler Kevin Egenolf. Für die Sicherung des Gebäudes sei man aber zu keinem Zeitpunkt verantwortlich gewesen.

Verkäufer ist offenbar die niederländische HIDD Velbert b.v. Dabei handelt es sich aber wohl um eine reine Projektgesellschaft, keine eigentliche juristische Person oder Firma. „Letztlich laufen die Fäden immer noch nach England zu Dawnay Day“, sagte Wirtschaftsförderer Wilfried Löbbert (siehe Kasten).

Dass aus dem Kaufhaus bald wieder ein attraktiver Einzelhandelsstandort wird, ist derzeit nicht in Aussicht. Ferox, die nach Angaben von Kevin Egenolf bereits einen hohen sechsstelligen Betrag an Projektvorlaufkosten investiert hat, sieht im Moment jedenfalls keine Möglichkeit für Vertragsabschlüsse mit Mietern.

Zu groß sei die Verunsicherung im Handel durch die Entwicklung des Shopping-Centers am Europaplatz. Dies habe mit ECE eine große Dynamik bekommen. Die Stadt, so Egenolf, müsse sich entscheiden, was sie wolle: „ein großes Center oder eine gut funktionierende Einkaufsstraße“. Aus Sicht von Ferox können zwei Standorte nicht bestehen.

Wirtschaftsförderer Löbbert verweist darauf, dass die Pläne für das Shopping-Center schon bestanden, bevor Ferox sich für Velbert interessierte und auch entsprechende Gutachten vorlägen, dass am Hertie-Standort eher eine Mischnutzung — zum Beispiel Freizeit und Handel — realistisch sei.

Auch beim Marktzentrum am Mittwoch handele es sich zudem um einen städtebaulichen Missstand. „Wir möchten bei Hertie eine Entwicklung aber nicht in der Art, dass wir ein Projekt, zu dem wir uns seit Jahren bekennen, zurückziehen oder es in der Größe so verändern, dass es nicht mehr wirtschaftlich ist.“

Gänzlich „abgehakt“ hat Ferox das Velberter Projekt aber noch nicht. Aufgrund eines Erbbaupachtvertrags ist das Unternehmen Eigentümer eines Teils des Grundstücks. „Wir haben noch einen Fuß in der Tür“, sagte Kevin Egenolf. Auch der Vertrag für die Immobilie lasse sich reaktivieren. „Wir sind gezwungen, abzuwarten.“ Ein Kino oder eine Diskothek sind aus seiner Sicht dort aber nicht realisierbar.

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