Griechische Gemeinde: Dimitrios ist heimatlos

Zehn Jahre lang konnte die griechische Gemeinde die Kapelle Am Lieverholz nutzen. Doch für eine Verlängerung des Mietvertrags fehlt zurzeit das Geld.

Velbert. Jeder Mensch braucht eine Heimat. Auch für seinen Glauben. So könnte die Devise lauten, wenn es um die derzeitige Diskussion über die griechische Gemeinde in Velbert geht. Zehn Jahre lang konnte sie die Kapelle Am Lieversholz nutzen. Ein Mietvertrag mit der katholischen Kirche, der die Kapelle gehört, machte es möglich. Doch seit Januar ist Schluss. Der Vertrag lief aus, die Finanzen sind schlecht, die Kirche bleibt dicht. Die Griechen kämpfen nun um „ihr“ Gotteshaus.

Der Mietvertrag für die Kapelle Am Lieversholz bestand mit der katholischen Gemeinde St. Joseph, die mittlerweile zur Pfarrei St. Michael und Paulus zählt. Er wurde mehrmals verlängert und endete im Dezember 2011. Während die Kapelle nahe dem Berufskolleg Niederberg unangetastet bleibt, fahren viele Griechen nun nach Düsseldorf oder Wuppertal, um Gottesdienst zu feiern.

Eleftherios Argyropoulos ist Pfarrer der griechischen Gemeinde in Wuppertal und seit einem halben Jahr auch für Velbert zuständig. Aufgewachsen im Bergischen Land, kennt der 43-Jährige die hiesigen Strukturen der Kirche und bemüht sich um eine Fortsetzung: „Wir sind bestrebt, die Gemeinde in Velbert am Leben zu erhalten — wenn möglich in dieser Kapelle.“ Ein neues Mietverhältnis muss jedoch vom Erzbistum Köln und der Metropolie, dem Bistum der Griechen, abgesegnet werden.

Da es in der griechisch-orthodoxen Kirche keine Kirchensteuer gibt, müssen die Kosten einer Gemeinde durch ihre Mitglieder gedeckt werden. „Die Menschen sollen sich bewusst zur Gemeinde bekennen. Wenn sie einen Euro spenden, sollen sie ihn zur Kirche tragen. Wir sehen uns als Diener des Volkes, und das Volk sollte anwesend sein“, sagt Argyropoulos. 1600 Griechen leben in Velbert, allerdings kamen zuletzt nur etwa 50 Gläubige jeden Sonntag zur Messe. „Einnahmen konnten wir bislang nur aus Kerzenopfern und Kollekten erwirtschaften.“ Mit dem Geld müsse jedoch alles bezahlt werden, von den Heizkosten bis zum Gehalt des Priesters. „Wir bräuchten ein Minimum von 60 000 Euro im Jahr“, schätzt Argyropoulos. „Unsere Gemeinde in Wuppertal trägt sich nur, weil wir die fünffache Zahl an Gläubigen haben.“

Um die Velberter Gemeinde auf Dauer finanzieren zu können, wollen die Mitglieder eine Spendenaktion initiieren. Die Vorstellung ist, dass jede Familie zehn Euro im Monat überweist. „Zudem könnte dann ein hauptamtlicher Priester nur für Velbert eingesetzt werden“, erklärt der vierfache Vater. Doch die Besetzung sei das nächste Problem: „In Deutschland haben wir zurzeit keinen freien Priester, der das Amt übernehmen könnte. Wir müssten jemanden aus Griechenland abwerben, aber eine Basis schaffen, dass er bis zu seiner Rente in Velbert bleiben kann.“ In Griechenland gebe es die Auflage, dass für jeweils 2500 Gläubige ein Geistlicher zur Verfügung steht. „Ich bin in Wuppertal und Umgebung für 10 000 Leute zuständig. Wie soll ich alle erreichen? Es geht ja nicht nur um die Messen, sondern auch um persönliche Seelsorge.“

Wenn das Spendenvorhaben nicht gelinge, sei die Option, als Gast in eine andere Kirche zurückzukehren. Bis zum Jahr 2000 nutzten die Griechen einmal im Monat die Christuskirche an der Oststraße. „Aber das wäre die Light-Version einer Gemeinde“, sagt der Pfarrer.

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