Gott als oberster Dienstherr

Der Nevigeser Fabian Tilling (27) hat sich zu einem Leben als katholischer Geistlicher entschlossen. Pfingsten empfängt er die Priesterweihe.

Neviges. Die Zahl der katholischen Geistlichen nimmt in Deutschland seit Jahren stetig ab. Mit Fabian Tilling hat sich dagegen ein junger Nevigeser ganz bewusst für das Priesteramt entschieden. In wenigen Wochen empfängt er im Dom zu Münster die Weihe.

Obwohl vollständig katholisch sozialisiert, war dieser Weg nicht vorgezeichnet. Der 27-Jährige stammt aus einer engagierten katholischen Familie, war viele Jahre als Pfadfinder, Messdienerleiter und Orgelvertretung in der Nevigeser Gemeinde aktiv.

Die Orgel begann er mit zwölf Jahren zu spielen, es faszinierte ihn von Beginn an. So wollte Fabian Tilling das Betriebspraktikum in Klasse 11 während der Schulzeit am Wuppertaler St.-Anna-Gymnasium bei einem Klavierbauer absolvieren: „Doch ich erhielt eine Absage und habe mich dann für ein Gemeindepraktikum entschieden.“

Ein Freund des Vaters, ein Pfarrer in Geldern, den er um Hilfe bei der Vermittlung einer Stelle bat, lud den damals 16-Jährigen kurzerhand ein, das Praktikum in seiner Pfarrei zu verbringen: „Bis dahin kannte ich den Alltag eines Priesters nur von außen“, sagt der junge Theologe. Das dreiköpfige Pastoralteam nahm den Schüler überall hin mit: „Ich habe Trau-, Tauf- und Kondolenzgespräche, sogar eine Sitzung des Pfarrgemeinderates erlebt und die Arbeit der Seelsorger aus deren Sicht kennengelernt.“ Zudem sei die Kraft, die die drei Geistlichen für ihren Dienst aus dem Gebet schöpften, eine sehr spirituelle Erfahrung gewesen: „Das war eine sehr prägende Station und hat einiges bei mir in Bewegung gesetzt“, sagt der Nevigeser heute.

Nach dem Abitur 2003 wechselt er ans Priesterseminar in Münster. Was bedeutet ihm der Glaube? „Ganz tief vertrauendes Wissen, dass Gott mitgeht, dass er Hoffnung schafft, die über das Irdische hinausgeht“, sagt Fabian Tilling. Doch es gab auch Zeiten des Zweifels: „Natürlich stellt sich auch die Frage: Familie oder Priesteramt? Es ist nicht nur eine Berufsentscheidung, sondern eine Lebensentscheidung.“

Er habe viel Zeit darauf verwendet zu prüfen, ob der gewählte Weg seine Berufung ist. Ein Indikator sei neben der Freude an der Gemeindearbeit die Bestärkung durch andere Menschen gewesen — auch solche, die der Kirche eher fern stehen.

Mit etwas gemischten Gefühlen sehen seine Eltern den Berufswunsch des Sohnes: „Wir haben ihn mitgetragen, aber nicht bestärkt. Es ist schließlich sein eigener Weg“, räumt Mutter Elisabeth Tilling ein. „Bei dem kalten Wind, der einem heute als Katholik entgegenweht, muss man sehr stark sein. Das wünsche ich Fabian für seinen Dienst.“

Viele Gemeindemitglieder wollen den jungen Nevigeser begleiten, wenn er mit neun Mitbrüdern zu Pfingsten die Priesterweihe empfängt. Traditionell wird der Heimatpfarrer — Bruder Frank Krampf — ihn dann mit den Messgewändern bekleiden. Zwei Tage danach erfahren die jungen Geistlichen, in welchen Gemeinden sie ab August zum Einsatz kommen. „Bis dahin ist man erst einmal Kofferkaplan“, sagt Tilling und erklärt: „Wir übernehmen in diesen Wochen Urlaubsvertretungen und leben daher mehr oder weniger aus dem Koffer.“

Die Musik und insbesondere die geliebte Orgel werden weiterhin sein Steckenpferd bleiben, wenn er auch nicht mehr während der Messe spielt: „Dann ist mein Platz vorne. Ich will schließlich keinem Kirchenmusiker Konkurrenz machen“ sagt er und schmunzelt.

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