Gewalt gegen Einsatzkräfte ist auch in Velbert ein Problem

Auf Einladung der SPD diskutierten sowohl Betroffene als auch Fachleute über die zunehmende Verrohung gegenüber Rettern.

Gewalt gegen Einsatzkräfte ist auch in Velbert ein Problem
Foto: Archiv/dpa/Reichartz

Velbert. Gewalt gegen Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und andern Hilfsorganisationen kommt nicht nur in Problemvierteln von Großstädten vor, sondern auch in Velbert. So wurden Rettungskräfte und Polizisten nach einem Verkehrsunfall an der Berliner Straße massiv bedroht, bei einer Massenschlägerei in Birth wurde die Polizei angegriffen. Die SPD Velbert und ihre Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) hatten aus diesem Grund zu einer Diskussionsrunde zum Thema „Gewalt gegen unsere Retter und Helfer“ in die Jugendherberge eingeladen.

Gewalt gegen Einsatzkräfte ist auch in Velbert ein Problem
Foto: Ulrich Bangert

Frank Kapuczinski, der stellvertretende Leiter der Velberter Feuerwehr, konnte noch einiges hinzufügen. „In der Silvesternacht wurden die Kollegen mit Raketen angegriffen — mir fehlen die Worte.“ Polizistin Dagmar Janßen konnte dies aus eigener Erfahrung bestätigen: „Wir erleben es immer wieder, es weitet sich aus“, stellte die Kreisgruppenvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei fest. Dabei macht die Gewalt vor ehrenamtlichen Helfern nicht Halt. Ein Mitglied der Johanniter schilderte eindrucksvoll, wie betrunkene Jugendliche einen Sanitäter mit einem Messer bedrohten. „Man behandelt uns wie Dreck, der Respekt ist einfach nicht mehr da“, lautete seine Feststellung, die von Dagmar Janßen bestätigt wurde: „Früher war Respekt da, heute werden wir als Dienstleister gesehen.“

Um sich in brenzligen Situationen behaupten zu können, absolvieren die Rettungskräfte der Feuerwehr entsprechende Schulungen zum Auftreten und in Selbstverteidigung. Als eine Ursache für die zunehmende Verrohung haben die Praktiker einen hohen Alkoholkonsum ausgemacht, während der SPD-Ratsfraktionsvorsitzende Rainer Hübinger das Phänomen als Folge der Spaltung der Gesellschaft in arm und reich sieht.

Rettungssanitäter der Johanniter Unfallhilfe bei der Diskussion

Die Polizistin teilte diese Sicht nicht: „Wir haben nicht nur ein Problem von arm und reich. Es gibt jetzt gesetzliche Grundlagen, die werden aber nicht angewendet“, klagte sie. „Jugendliche sagen, ,die Polizei lässt es mit sich machen’, die Strafen sind zu niedrig.“ SPD-Mitglied Reiner König, der in der Personalabteilung der Essener Stadtverwaltung tätig ist, sieht im Personalmangel einen Grund für die Entwicklung. „Das spielt eine Rolle“, stimmte die Polizeigewerkschafterin zu. König plädierte für mehr Ausbildung und lebenslanges Lernen, wie Deeskalationstraining und köpernahe Abwehrtechniken. Das rief den Widerspruch von Velberts ehemaligem Stadtdirektor auf den Plan: „Polizei und Feuerwehr anzugreifen, gehört sich nicht, da muss man was gegen machen“, forderte Hans-Günther Steinhauer.

„Wir müssen gucken, was die Ursache ist, und wie wir das vom Hals kriegen“, so Feuerwehrmann Kapuczinki. „Das wird viel Arbeit, es handelt sich um ein gesellschaftliches Problem“, stellte Kadir Bicerik von der Afa fest. Reiner König, der zum Ende der Diskussionsrunde gerne einen greifbaren Lösungsansatz präsentiert hätte, stellte fest, dass es nicht nur einen Grund, sondern ein Vielfaches davon gibt, warum Feuerwehrleute und Polizisten, Busfahrer, Lehrer oder Mitarbeiter von Jobcentern angegangen werden.

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