Geht der Name Anger den Bach herunter?

Für drei Heimatforscher aus Velbert ist „Auf dem Eignerbach“ eine nicht hinnehmbare Bezeichnung für das neue Naturschutzgebiet.

Neviges/Wülfrath. Die Hauptquelle der Anger liegt in den Fliethen bei Rützkausen und nicht unterhalb der Sparkasse im Krapps Teich in Wülfrath. Mit diesem Recherche-Ergebnis überraschten die Heimatforscher Friedhelm Kopshoff, August Wilhelm Rees und Jürgen Scheidsteger im Dezember 2015 zumindest die meisten Wülfrather bei der Vorstellung ihres Buches „Das obere Angertal — Die Geschichte verlorener Höfe und der Angerquelle in Velbert“.

Auf das Thema war das Trio bei einer Wanderung um den Schlammteich auf der Stadtgrenze gestoßen, als Rees von den Vorfahren seiner Familie und den dort der Kalkindustrie gewichenen Gehöften erzählte. Die Ankündigung von Rheinkalk, dass der Eignerbach wieder in seinem alten Bett fließen sollte, machte die Hobby-Historiker stutzig. Warum verschwand der Name Anger und wurde durch Eigener Bach bzw. Eignerbach ersetzt?

Mit dem Abschluss der Rekultivierungsmaßnahmen rund um das Sedimentationsbecken und nach Fertigstellung des neuen Bachbettes zwischen Velbert, Tönisheide und Rützkausen steht in Kürze die Übergabe des gesamten Geländes als Naherholungsgebiet an. Beispielsweise wird am 4. Oktober ein neues Teilstück des Bezirkswanderweges mit Anschluss an den Rundwanderweg Eignerbach eingeweiht. Der neue Regionalplan sieht für das Areal die Einstufung als „Naturschutzgebiet im Biotopverbund“ ein. „Es soll offiziell den von den Kalkwerken ins Leben gerufenen Namen ,Auf dem Eigener Bach’ tragen, der Bach nun endgültig Eigener Bach statt geschichtsgerecht Angerbach heißen“, sagt Co-Autor Jürgen Scheidsteger.

Für den 77-Jährigen lässt die Untere Wasserbehörde des Kreises Mettmann, die für die Gewässer und deren Namensgebung zuständig ist, in der Sache jegliches Geschichtsbewusstsein vermissen. „Sie ignoriert alle in unserem Buch belegten Argumente für den Namen Anger“, so Scheidsteger. Seit Februar sei man mit der Behörde immer wieder in Kontakt gewesen und habe auch eine entsprechende Stellungnahme zum neuen Regionalplan abgegeben. Gehör fand das Autoren-Trio, auch beim Landschaftsverband Rheinland, aber nicht. „Auch wenn wir nicht wissen, wie und warum dieser neue Name zustandegekommen ist, er bleibt so. Wir nutzen ihn schon seit 20 oder 30 Jahren. Sprechen sie doch den NRW-Umweltminster an“, gibt Scheidsteger eine Aussage Oliver Thiele, seines damaligen Ansprechpartners bei der Kreisverwaltung Mettmann, wieder.

Was sind schon 40 Jahre Gewohnheit im Vergleich zu einer mindestens 1100-jährigen Geschichte, fragt Jürgen Scheidsteger. Der Angerbach sei schließlich schon Grenzgewässer zwischen dem Einflussbereich der Abtei Werden und jenem des Klosters Kaiserswerth gewesen. „Für den Eignerbach haben wir lediglich eine urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 1936 gefunden. Und die beschreibt einen etwa 200 Meter langen Zufluss von der Höhe zum Gut Dahl“, so der Experte.

Der Landtagsabgeordnete Volker Münchow (SPD) ließ sich überzeugen. Er informierte schriftlich das Umweltministerium in Düsseldorf. Eine Reaktion steht aus.

„Geht jetzt auch der Bachname den Bach runter?“ ist der Titel eines achtseitigen Info-Flyers, den die Autoren bei ihren Vorträgen verteilen. Aktuell gibt es Anfragen von der Velberter CDU und den Plattkallern der Offers Kompenei. „Die Karte auf dem Umschlag des Flyers macht deutlich, dass die Anger heute ausschließlich auf Velberter Gebiet fließt. Das gilt auch für den Wasserfall, die Kaskaden vom Damm abwärts Richtung Silberberger Bruch“, erklärt Scheidsteger. Dennoch verlief das Werben um Unterstützung im Velberter Rathaus und bei den technischen Betrieben unbefriedigend. „,Wir haben keine Unterlagen’ hieß jeweils die Auskunft.“

“ „Das Obere Angertal — Die Geschichte verlorener Höfe und der Angerquelle in Velbert“ ist im Scala Verlag erschienen, hat 172 Seiten und kostet 26,80 Euro.

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