„Es brodelt“: Senioren-Union schreibt Merkel

Die Mitglieder sorgen sich um das Verhältnis zur Türkei und fordern ein Burka-Verbot.

„Es brodelt“: Senioren-Union schreibt Merkel
Foto: dpa/Becker

Wülfrath. Das deutsch-türkische Verhältnis erfüllt die Senioren-Union (SU) in Wülfrath mit Sorge. Nach einer Diskussion bei ihrem Stammtisch kam den Christdemokraten die Idee, einen Brief an Kanzlerin Angela Merkel zu verfassen. „Es soll sichtbar werden, dass es an der Basis brodelt“, sagt Brigitte Heitmann.

SU-Vorsitzender Walter Brühland erklärt den inhaltlichen Kern des Briefes: „Wir glauben, dass seitens der Regierung mehr getan werden könnte, um dem gewachsenen Einfluss aus der türkischen Regierung entgegenzuhalten.“ Dass in Köln 40 000 Türken für den türkischen Präsidenten Erdogan auf die Straße gegangen sind, habe man mit „Ernüchterung und Erschrockenheit“ registriert. Brühland: „Ich dachte, dass sie sich in unserem Land wohlfühlen.“

Der Vorsitzende führt weitere aus: „Es ist schlimm, mit anzusehen, wie unsere gewählten Abgeordneten am Besuch unserer Bundeswehrsoldaten in der Türkei gehindert werden, und schlimm ist auch, dass unter anderem deutsche Journalisten ausgewiesen werden.“

Die Senioren-Union beunruhigt gleichzeitig, die „immer größer werdende Einflussnahme in unserem Land“. Sie macht das unter anderem an Kopftuch und Burka fest. „Das Kreuz als Ausdruck christlicher Traditionen und Werte ist aus Klassenzimmern verbannt, andererseits wird das Kopftuch auch bei Lehrerinnen immer mehr verharmlost“, sagt Brühland. Die Burka solle nach Ansicht der Gruppe gänzlich verboten werden. „Wir wollen mit Recht wissen, wer uns gegenübersteht.“

Die Quelle für das Unbehagen der Senioren-Union sind die Nachrichten aus aller Welt. Auf die Frage, ob sie auch vor Ort in Wülfrath den gewachsenen Einfluss der Türkei bemerkt haben, schütteln die Vorstandsmitglieder den Kopf. Lediglich Brigitte Heidmann kann von einem Gespräch mit einem türkischen Mitbürger berichten, bei dem sie überrascht gewesen sei, dass er sich als Erdogan-Befürworter herausstellte. „Das war ein gebildeter Mann. Er sagte mir, dass bei uns in den Medien auch einiges anders dargestellte werde, als in der Türkei“, berichtet Heidmann.

Der Brief, von dem es drei bis vier Entwürfe gab, bevor die Senioren zufrieden mit dem Inhalt waren, soll der Kanzlerin von Bundestagsmitglied Peter Beyer persönlich überreicht werden. Die SU-Mitglieder erhoffen sich, dass Angela Merkel das Schreiben zumindest zur Kenntnis nimmt. „Und dann soll sie überprüfen lassen, ob nicht Anregungen aus dem Brief in die Politik einfließen können“, sagt Brühland.

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