City-Passage: Knast oder Shoppingmeile?

Die unansehnliche City-Passage lockt nur wenige Kunden an. Händler sind ratlos.

Neviges. „Sieht aus wie ein Knast, ist aber die Einkaufspassage in Neviges. Übersichtlicher Branchenmix, aber schöner Name: City-Passage.“

Dieser Eintrag auf einem Internetblog mit dem Titel „Citypassage“ kommt der Wahrheit recht nahe. Die Gitter, mit denen die Passage verschlossen werden kann, erwecken diesen Eindruck. In der Nevigeser City-Passage scheint die Zeit seit 1972 stehen geblieben zu sein. Der Glanz dieser einstigen Stadtkultur ist längst verblasst.

Auf der einen Seite der Passage stehen große leere Vitrinen, auf der anderen Seite sind die unteren Hälften der Scheiben des Geschäfts, in dem einst die Buchhandlung Rüger war, mit weißem Papier zugeklebt.

Dort hat sich die Raucherkneipe „Miami Beach“ ausgedehnt. Ein paar Tische mit Aschenbechern drauf, Holzstühle, Spielautomaten an der Wand — dort sieht es genauso trist und langweilig aus wie in der Passage. Für das Eis-Café Ferrara nebenan, das 2011 in die Passage zog, ist zurzeit keine Saison.

Olaf Maier, der vor zehn Jahren sein erstes Schuhgeschäft in der Passage eröffnete, winkt ab. „Das ganze Areal hier soll verkauft werden. Für 2,8 Millionen Euro. Aber wer will das denn haben? Hier müsste so viel reingesteckt werden.“

Doch Maier ist keineswegs unzufrieden mit dem Standort. „Ich kann mich nicht beklagen“, sagt er. Vor allem jüngere Kunden gehören zum Stammpublikum. Auch Kunden aus Bochum und Hattingen schauen im Schuhgeschäft immer mal wieder vorbei. „Sie finden Neviges schön und gemütlich. Sie kommen gerne hierhin.“ Dagegen würden ältere Nevigeser kaum bei ihm einkaufen.

Den Leerstand in der Fußgängerzone findet Maier traurig. Aber viel schlimmer ist aus seiner Sicht, dass Kollegen, wenn sie im Urlaub sind, nicht einmal ihre Schaufenster beleuchten, gerade in der dunklen Jahreszeit. Maier schüttelt den Kopf: „Dann sieht es hier noch trostloser aus.“

Ute Meulenkamp, die Erste Vorsitzende der Werbegemeinschaft Neviges, versucht seit 30 Jahren die Fußgängerzone zu beleben. Aber eine Idee, wie es besser werden könnte, hat sie nicht. „Ich bin deprimiert und machtlos,“ sagt Meulenkamp. Froh ist sie, dass der Plan, eine Spielhalle im Eckgebäude einzurichten, in dem einst Schlecker war, vom Eigentümer verworfen werden musste.

„Schlecker war natürlich ein Frequenzbringer“, so was bräuchten wir hier in Neviges“, sagt Ute Meulenkamp. Doch dafür seien viele Geschäftsräume zu klein. Und in einige Ladenlokale müssten die Hauseigentümer investieren, ansonsten seien sie gar nicht zu vermieten. Meulenkamp: „Ganz ehrlich, ich würde die nicht mieten.“

Anfragen von Geschäftsleuten, die nach Velbert kommen wollen, gebe es viele, aber nicht für so kleine Geschäfte wie in Neviges, hat Meulenkamp immer wieder von der städtischen Wirtschaftsförderung zu hören bekommen. Die Aussicht, dass die großen Telefonnummern, die auf den Schaufenstern der leer stehenden Ladenlokale bald wegkommen, darf bezweifelt werden.

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