Buchbinderin richtet in Schalke-Kneipe ihre Werkstatt ein

Franziska Marske (24) wird am Dienstag für ihren Schritt in die Selbstständigkeit ausgezeichnet.

Velbert. „Es geht uns mit Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber nur wenige erwählen wir zu unseren Freunden.“

Die Worte des Philosophen Ludwig Feuerbach zu eigen gemacht hat sich Franziska Marske (24) in Velbert-Langenberg. In ihrer Werkstatt stapeln sich Bücher auf alten Werkbänken. Diese Bücher sind für ihre Besitzer wahre Schätze — quasi Freunde. Sonst würden sie nicht bei Marske landen. Sie hat sich vor einem halben Jahr als Buchbinderin selbstständig gemacht. Am Dienstag erhält sie von der Kreisverwaltung als eine von drei Frauen den Unternehmerinnenbrief NRW als Auszeichnung (siehe Kasten).

24 Jahre sind jung für eine selbstständige Buchbinderin. Das sagt Marske selbst. Sie hatte auch nicht damit gerechnet, in diesem Alter ihre eigene Chefin sein wird, als sie vor vier Jahren mit der Ausbildung begann. „Damals dachte ich, dass ich die Lehre mache, dann in einer Buchbinderei arbeite und irgendwann eine Werkstatt übernehme“, sagt die gebürtige Hattingerin.

Ihre Ausbildung absolvierte sie in München, weil es nicht so viele Lehrstellen in der hiesigen Region gab. Dann kehrte sie zurück, meldete sich zum Meisterkurs in Münster an. Die Prüfung wird im Sommer 2014 ablegen.

Als sie aus Bayern wieder in ihrer Heimat war, suchte sie nach einer Arbeitsstelle. „Aber es gab nicht das, was ich machen wollte. Ich hätte in einer Industriebuchbinderei arbeiten können. Das wollte ich aber nicht. Ich mag die klassische Variante des Handwerks“, sagt sie.

So machte sie sich auf die Suche nach einem Ladenlokal und wurde in der Bücherstadt Langenberg fündig. Sie baute eine ehemalige Kneipe von Schalke-Fans mit Hilfe privater Geldgeber zu ihrer Werkstatt um.

Dort repariert sie Bücher, stellt aber auch welche her. Sie sind eingebunden in Papier, Gewebe, Leder oder Fell.

Ihre Spezialität sind mittelalterliche Beutelbücher. Diese sind in Leder eingebunden und können mit einem Ring an einen Gürtel befestigt werden. „Damals haben die Menschen im Mittelalter das nur mit ganz besonderen Büchern gemacht“, erklärt sie.

Die Beutelbücher, aber auch Blanko-Kladden aus ihrer Produktion, verkauft sie im Laden und auf Mittelaltermärkten. Am 1. Advent wird Marske auf dem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt vor dem Schloss Hardenberg in Neviges zu Gast sein.

Wer nun denkt, dass die 24-Jährige nur alte Schmöker bearbeitet, irrt. Sie hat zwar auch solche Bücher zur Behandlung in ihrer Werkstatt. Aber es sind auch Kochbücher und Asterixbände dabei.

„Die Menschen bringen das, was ihnen wichtig ist. So habe ich derzeit einen alten Gesundheitsratgeber. Er gehörte der Großmutter einer Kundin. Er muss einen neuen Buchrücken bekommen.“

Marske wird diese Arbeit mit Leidenschaft erledigen. „Ich liebe Bücher, lese sehr gerne und wollte schon zu Schulzeiten etwas mit Büchern machen. Ich wollte etwas mit meinen Händen machen und am Ende des Tages sehen, was ich geschafft habe. Das gibt mir ein gutes Gefühl“, sagt sie.

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