Brunnenplatz bleibt in der Kritik

Fast 700 000 Euro hat das Bauprojekt am Ende gekostet. Manche schätzen die moderne Optik, andere finden, sie passt nicht ins Bild.

Brunnenplatz bleibt in der Kritik
Foto: Simone Bahrmann

Neviges. Gemüsehändler Mesut Ardic (55) lässt seinen Blick über den Brunnenplatz schweifen. Einige Detailarbeiten laufen noch, doch im Prinzip ist die Fläche fertig. Die Fontänen könnten schon sprudeln, wenn die Stadt nicht bis zur offiziellen Eröffnung am 26. August warten wollen würde. Ardic guckt skeptisch: „Da fehlt etwas Grünes. Das ist doch alles nur Stein.“

Wohlgemerkt: Die „grüne Wand“ fehlt noch. Die soll an der inzwischen weiß gestrichenen Häuserfassade am Platz im Orth entstehen und könnte genau den Tupfer Grün bringen, der jetzt noch fehlt. Nach Angaben der Stadt braucht dieses letzte Element allerdings noch bis voraussichtlich Januar.

Neviges-Blogger Norbert Molitor hat ein ganz anderes Problem mit dem neuen Platz: die Architektur. „Der Platz ist super. Der passt bestens vor Karstadt in Essen — aber nicht in eine historische Altstadt“, sagt der Autor. Zudem fehlen ihm ausreichende Verweilmöglichkeiten. Zwei Sitzbänke — das sei doch zu wenig.

Keine bessere Bewertung erhält der Brunnenplatz im Café Monsieur M. Der Inhaber Muttalip Avci (49) ist der Meinung: „Der alte Brunnen passte besser zu Neviges.“ Auch ihn erinnere das moderne Design an den Vorplatz eines Einkaufszentrums.

Doch wichtiger als die Optik sei ja, wie der Platz am Ende genutzt wird. „Ich hoffe, dass die Leute ihn annehmen, dann hat es sich am Ende doch gelohnt“, sagt der Café-Inhaber. Er kann sich durch die zusätzliche Freifläche mit seiner Gastronomie etwas mehr ausdehnen. Ein Plus aus geschäftlicher Sicht.

Und über Geschmack lässt sich streiten. Einige Passanten schätzen den frischen Anblick. „Das sieht moderner aus. Mir gefällt’s“, sagt Leah Scheidtmann (27). Bernhard Koprek (63) ist ebenfalls ein Freund des neuen Brunnens: „Der ist besser als der alte. Der war ja nur noch eine Ruine.“ Er würde sich allerdings wünschen, dass zusätzlich zur Hauswand direkt am Brunnen auch die angrenzende Mauer gestrichen werden würde. Das marode Gemäuer störe noch den positiven Gesamteindruck.

„Rausgeschmissenes Geld“, sagt hingegen Patrick Reuls (27) zu dem Bauprojekt. Er glaubt: „Viele Nevigeser wollten lieber den alten Brunnen behalten.“ „Nicht schlecht“, ist die Bewertung von Steffen Debrey (84), der gerade am Platz seinen Tee genießt. Doch dann kommt noch ein Aber. „Dafür, wie es jetzt aussieht, hat es schon viel Geld gekostet.“ Wie teuer die Umbauten wirklich waren, da geistern verschiedenen Zahlen durch Neviges. Die höchste stimmt.

Auf Nachfrage der WZ teilte die Stadt gestern mit, dass der Umbau des Brunnenplatzes inklusive Planungskosten 694 000 Euro gekostet hat. Schon verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Bauleiter André Hackbeil der WZ noch vor zwei Wochen erzählte, die Kosten seien „bis auf kleine Ausnahmen im Rahmen geblieben.“ Das kommt wohl darauf an, welcher Rahmen gemeint war. Die 250 000 Euro, die noch vor zwei Jahren angesetzt waren, sind wohl schon länger nicht mehr Maßstab gewesen.

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