Besseres Trinkwasser für Neviges

Das Domstädtchen profitiert vom neuen Verbundwasserwerk in Essen mit seiner neusten Filtertechnik.

Besseres Trinkwasser für Neviges
Foto: Meyer

Neviges/Essen. Das Nevigeser Trinkwasser schmeckt wie immer und sieht nicht anders aus als sonst. Die Qualität hat sich trotzdem verbessert, auch wenn sich das nur im Labor erkennen lässt. Neviges bezieht sein Wasser, zusammen mit dem Nachbarn Langenberg und einer Million anderer Menschen aus Städten wie Essen, Bochum, Gelsenkirchen und Hattingen aus dem neuen Verbundwasserwerk Essen. Gestern weihte NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Die Grünen) dort die neue Wasseraufbereitungsanlage ein, die in Wirklichkeit bereits seit Mitte März verbesserte Qualität aus dem Hahn bietet.

Besseres Trinkwasser für Neviges
Foto: S. Bahrmann

„Unser Wasser war nie schlecht“, betont Gelsenwasser-Sprecher Felix Wirtz. Allerdings verfüge man jetzt über eine der mordernsten Anlage in ganz Europa. Umweltminister Remmel bezeichnete den Bau, in den Stadtwerke Essen und Gelsenwasser 56 Millionen Euro investiert haben, als „Leuchtturm der Wasseraufbereitungstechnik“.

Doch warum unbedenkliches Wasser eigentlich noch besser machen? Den Stein ins Rollen brachte im Jahr 2006 eine Studie der Universität Bonn, die in der Ruhr eine erhöhte Konzentration von Perfluorierten Tensiden (PFT) nachgewiesen hatte. Diese organischen Verbindungen stehen im Verdacht, krebserregend zu sein, und werden in normalen Kläranlagen nicht abgebaut. Das funktioniert nur mit einem Aktivkohlefilter. Der größte Deutschlands steht jetzt in Essen-Überruhr und reinigt das Wasser für Neviges.

Diese Kohle hat eine enorm große Oberfläche, was beim Filtervorgang von Nutzen ist. „Sieben Gramm Aktivkohle haben eine Fläche, die so groß ist wie ein Fußballfeld“, erklärt Werksleiter Gregor Langenberg. Neu ist daneben auch die Desinfektion des Wassers mit UV-Technologie. „Vorher haben wir das Wasser chemisch desinfiziert“, berichtet Langenberg. Nun zerstört UV-Bestrahlung Krankheitserreger. Weiterer Vorteil des neuen Werkes ist das Multibarrieresystem, das bei Störfällen auf der Ruhr ein besseres Abschotten erlaubt.

Den Weg nach Neviges findet das Ruhrwasser jetzt auf dem folgenden Weg: In Essen-Burgaltendorf fließt das kühle Nass zunächst durch die Schnellfilter. Anschließend wird es unter der Ruhr hinweg zum Standort Überruhr geleitet. Hier durchlief es früher drei — heute sechs — Aufbereitungsstufen. Ohne zusätzlichen Energieaufwand fließt das Trinkwasser schließlich im freien Gefälle den Netzpumpwerken in Überruhr und Horst zu, von wo es in die Versorgungsnetze geht. Fast sechs Kilometer Rohrleitungen ließen die früher getrennten Werke Überruhr und Horst zu einem Verbund werden.

Der Probebetrieb der neuen Aufbereitungsanlage lief über ein ganzes Jahr, aber erst im März wurde beispielsweise der Aktivkohlefilter eingebaut. Der Verbraucher hat von der Modernisierung im laufenden Betrieb nichts mitbekommen. „Eine logistische Meisterleistung“, findet Dirk Waider aus dem Gelsenwasser-Vorstand.

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