Bauer Peter geht in Rente

Peter Langensiepen hat keine Kinder, deshalb hat er seinen Hof verpachtet. Ganz zurückziehen will er sich aber nicht.

Neviges. War das am Dienstag eine Aufregung auf Hof Dillenberg. Den ganzen Tag über stand das Telefon bei Peter Langensiepen nicht mehr still. In der alten Bauernstube servierte Petra Langensiepen den Besuchern Schnittchen und Kuchen, Kaffee und Sekt. Denn Bauer Peter, wie ihn die Nachbarskinder rufen, geht in Rente. Am Dienstag wurde der Landwirt 65 Jahre alt.

Vor 38 Jahren hatte Langensiepen den Hof von Vater Hans übernommen. „Eigentlich hätte ich die Landwirtschaft gerne weitergemacht. Aber wenn ich den Hof nicht abgeben würde, bekäme ich keine Rente“, sagt er. Deshalb freut er sich noch nicht so richtig auf seinen neuen Lebensabschnitt. „Wie machst Du das denn?“, fragt er seinen Freund Klaus Stadie, der bereits Rentner ist. „Ich hab’ mich da einfach so rein gelebt“, sagt der und beide lachen laut los.

Angst vor der vielen Freizeit, die er künftig hat, hat Langensiepen nicht, sagt er. „Man hat ja viel in Schuss zu halten auf so einem Hof.“ Mit Ehefrau Petra, die er vor zehn Jahren in Wuppertal kennenlernte und vor fünf Jahren heiratete, will er künftig öfter in den Urlaub fahren.

Den Betrieb mit 20 Hektar Ackerfläche und 27 Fleischrindern der französischen Rasse Charolais hat Langensiepen an den Nevigeser Biobauern Till Bredtmann verpachtet. Dennoch will er sich um die Tiere auch weiterhin ein bisschen kümmern. Teile des Hofes hat er untervermietet. „Wir bleiben natürlich hier wohnen“, sagt Langensiepen. Woanders möchten er und seine Frau auch gar nicht hin.

In diesem Sommer hat Langensiepen seine letzte Ernte eingefahren — Raps, Weizen und Gerste. Der Maschinenpark ist bis auf einen großen Traktor verkauft. „Den braucht er, um hier in der Nachbarschaft im Winter Schnee zu räumen“, sagt Ehefrau Petra, während ihr Mann wieder Glückwünsche am Telefon entgegennimmt.

Schon vor drei Jahren hatte Langensiepen damit begonnen, den Weg in den Ruhestand langsam vorzubereiten. „Ich hab’ den Betrieb nach und nach runtergefahren, weniger Fläche, weniger Tiere“, sagt er. Doch was jetzt auf ihn zukommt, wie er den Tag künftig ausfüllen wird, weiß er noch nicht. Aber aufstehen wird er wie immer um 6.45 Uhr. „Länger kann ich nicht im Bett liegen.“

Die Entscheidung, den Hof von seinem Vater zu übernehmen und in dritter Generation weiter zu bewirtschaften, hat Langensiepen nie bereut. „Ich hatte immer mit der Natur zu tun. Es war nie eintönig und immer wieder eine Herausforderung“, sagt er. Deshalb steht für ihn fest: „Wenn ich noch mal neu geboren werde, werde ich wieder Bauer.“ Von seiner Frau hat Langensiepen einen Gutschein für einen ganz besonderen Spielplatz bekommen. In der Nähe von Kassel kann Bauer Peter große Bagger und Planierraupen bedienen. „Das heißt 18 Stationen für richtige Männer. Da kann er mal richtig im Dreck wühlen“, sagt Petra Langensiepen.

Am kommenden Wochenende wird auf dem Hof richtig gefeiert, mit mehr als 100 Freunden, Kollegen und Verwandten.

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