Auktionshäuser sind ihr zweites Zuhause

Anne-Katrin Hoffmann ist eine der wenigen Versteigerinnen. Eines ihrer Highlights war ein Ferrari 512 BB, der 235 000 Euro einbrachte.

Auktionshäuser sind ihr zweites Zuhause
Foto: Andreas Reiter

Wülfrath. Betreten Kunden das Atelier von Anne-Katrin Hoffmann in der Wülfrather Innenstadt, so ist ihr Kommen meist mit der Hoffnung verbunden, einen kleinen Schatz mitgebracht zu haben. Die 45-Jährige ist öffentlich bestellte und vereidigte Versteigerin sowie Gutachterin, eine der wenigen Frauen in dem männerdominierten Geschäft. Meist sind es Schmuck oder Uhren, die ihr zur Begutachtung vorgelegt werden. Sie ist allerdings auch Expertin für die Wertbestimmung von sämtlichen Gegenständen aus dem gehobenen Hausrat, Luxusautos oder sogar Industriemaschinen. Ihr Atelier in der Wülfrather Innenstadt hat sie seit 2012.

„Oft wissen die Menschen nicht, was sie mitbringen“, sagt Anne-Katrin Hoffmann. Das Ergebnis der Bewertung kann natürlich immer in beide Richtungen ausfallen, Freude oder Enttäuschung. Vor kurzem war eine Frau mit dem Schmuck ihrer Mutter vorbeigekommen, hatte zuvor alle Stücke in einen Karton gelegt. Das kann der Versteigerin schon einmal Sorgenfalten auf die Stirn treiben. „Schmuck sollte gut einzeln verpackt sein, von einem Tuch geschützt oder gleich in einer Schmuckschatulle“, sagt die Geschäftsfrau. Hintergrund: Der Härtegrad der Schmucksteine ist entscheidend. Reibt etwa beim Transport ein Diamant, der den höchsten Härtegrad 10 besitzt, an einem Opal (Härtegrad 6), so kann das für den poröseren Stein unschöne Folgen haben. Laienhaft ausgedrückt: Kratzer. Im Falle der Frau mit dem Schmuck ihrer Mutter war übrigens kein Vermögen zu erzielen. Kleiner Trost: Der Kunde wird nicht zu lange auf die Folter gespannt, bis das Ergebnis feststeht. „Ich brauche pro Begutachtung maximal zehn Minuten für die Bewertung, bei Markenschmuck Sekunden“, versichert Anne-Katrin Hoffmann, die ihren acht Mitarbeitern ein Kompliment mit auf den Weg gibt: „Nur das professionelle Arbeiten mit sehr gutem, fachkundigen Personal ermöglicht, auf internationaler Ebene zu agieren, so dass in den Auktionen mit internationaler Katalogpräsenz beste Ergebnisse erzielt werden können.“

Die 45-Jährige hat durchschnittlich sieben bis acht Versteigerungen pro Monat, dann wird es besonders stressig. Aufstehen ist schon um 4.30 Uhr angesagt, der Arbeitstag endet erst um 21.30 Uhr im Büro. „Ich hatte vergangene Woche drei Auktionen hintereinander, das ist schon arg“, sagt die Versteigerin.

Anne-Katrin Hoffmann

Aber auch in solchen schlafarmen Zeiten lebt Anne-Katrin Hoffmann ihren Traumberuf. Sie kommt herum. Die Versteigerin hat schon Auktionen in Berlin, München, Köln, Düsseldorf, Krefeld, Duisburg und Nürnberg organisiert. Und die Objekte, die unter den Hammer kommen, haben zum Teil eine magische Anziehungskraft für sie. „Ich liebe hochwertigen Schmuck“, sagt Anne-Katrin Hoffmann. Allerdings hat sie „noch nie einen perfekten 2,5-Karäter gesehen. Das höchste der Gefühle waren lupenreine Einkaräter. Dabei kann es für Bieter auch schon mal eine böse Überraschung geben. „Wenn es zu laut oder die Auktion anders gestört wird, ist es wie in der Schule. Es gibt die erste Verwarnung, die zweite und dann fliegt der Betreffende hinaus.“ Das nennt man dann das Hausrecht umsetzen. Die Frage, ob sie schon viele Bieter des Saals verwiesen hat, quittiert Anne-Katrin Hoffmann mit einem Lächeln.

Aber es ist natürlich nicht immer „nur“ Schmuck. Ihr teuerstes Versteigerungsobjekt war ein Ferrari 512 BB, der für 235 000 Euro den Besitzer wechselte. Gleichzeitig versteigerte sie einen weiteren Sportwagen aus Maranello, einen Ferrari 308 UVS aus dem Jahr 1975. Der brachte immerhin 50 000 Euro. Viel Geld, wenn man bedenkt, dass es bei der Versteigerung von Pfandobjekten keine Gewährleistung gibt. „Wenn der Wagen nach ein paar Tagen auseinanderfällt, hat der Käufer Pech gehabt“, sagt Anne-Katrin Hoffmann.

Anne-Katrin Hoffmann

Es geht freilich nicht oft um so hohe Summen, aber: „Ich habe schon 8000 Euro aus dem Müll geholt, bemerkt die Versteigerin mit einem Lächeln. In diesem Fall war es um einen Außenstand im Rahmen eines Mietverhältnisses gegangen. Die 45-Jährige hatte Kartons durchforstet, die der Mieter zurückgelassen hatte. Zu den Fundstücken zählten Porzellan, Humidore — und unter Modeschmuck echter.

Was Anne-Katrin Hoffmann an Wülfrath reizt? „Der historische Altstadtkern mit sehr schön renovierten Häusern“, sagt die Versteigerin, ohne lange zu überlegen. Das Arbeiten sei in Wülfrath schöner als zum Beispiel in Düsseldorf. Es gebe auch nicht so einen hohen Lärmpegel. Was sie allerdings fuchst, ist, dass die Gewerbesteuer in der Kalkstadt genau so hoch ist, wie in der Landeshauptstadt. „Es würde mehr hübsche Geschäfte in Wülfrath geben, wenn das nicht so wäre“, ist sich Anne-Katrin Hoffmann sicher.

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