Auf einen Kaffee beim mongolischen Präsidenten

Ihr Reiseabenteuer bescherte einem Velberter Paar zwei Auftritte im TV und einen einmaligen Handschlag.

Velbert. Was klingt, wie ein merkwürdiger Staatsbesuch, war in Wirklichkeit nur ein Urlaubstrip. Narantuja Jundenbasar, Mitglied im Parlament der Mongolei, hat Velbert besucht und dem Bürgermeister die Hand geschüttelt. „Ich würde gerne einen deutschen Mann kennenlernen“, sagte die 47-Jährige, völlig begeistert von der Region.

Wie die Mongolin nach Velbert kam? Das ist die Geschichte von Ingo Schnappert und Agnes Schäfer. Das reiselustige Paar hatte 2014 nach einem Abenteuer in der Mongolei dem dortigen Präsidenten Tsachiagiin Elbegdordsch die Hand geschüttelt. Eine einmalige Angelegenheit, die die Velberter nie vergessen werden.

Alles begann mit einem kühnen Traum: Ingo Schnappert wollte unbedingt einmal Eurasien mit dem Wohnwagen durchqueren — von Berlin bis zur russischen Hafenstadt und Wladiwostok. Das ist eine 30 000-Kilometer-Tour durch elf Zeitzonen. Russland faszinierte Schnappert schon immer. „1995 bin ich mal mit dem Orient-Express nach Peking gefahren. Aber da ist man ja in 14 Tagen nur so durchgeknattert“, berichtet der Geschäftsführer des Velberter Sanitär-Unternehmens Redesa.

Nach einigen prägenden Ausflügen zum Baikalsee in Sibirien sollte Anfang Mai 2014 für Schnappert mit seine Lebensgefährtin endlich die ganz große Reise anstehen. Dieses Mal nicht im Schnelldurchlauf, sondern immer hautnah dran an Land und Leuten. „Wir sind durch etwa 150 Dörfer gefahren. Die Gastfreundschaft der Menschen, besonders im asiatischen Teil Russlands, ist wirklich einzigartig“, berichtet der Globetrotter. „Wir haben unseren Wohnwagen irgendwo abgestellt und eine Stunde später saßen wir schon wieder bei irgendeiner Familie am gedeckten Tisch.“

So ganz lief das mit dem mongolischen Präsidenten aber nicht ab. Die Velberter wollten eigentlich einen Abstecher in die Mongolei machen, um bei den Naadam-Feierlichkeiten dabei zu sein, einem großen Nationalfest.

Ingo Schnappert, Mongolei-Tourist

Dabei passierte es: Pünktlich zur Ankunft in der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar war plötzlich der fahrbare Untersatz weg. Nicht gestohlen — weggeschwemmt. Die Velberter hatten während eines Unwetters neben einem Fluss geparkt. Als sie am nächsten Morgen aufwachten, waren sie in einer Seenlandschaft gefangen. „Feuerwehr und Polizei kamen, um uns zu retten. Das wurde dann auch im mongolischen Fernsehen gesendet“, berichtet Schnappert.

Ihre Pläne ließ sich das Paar von dem Zwischenfall nicht durchkreuzen. Während das völlig durchnässte Fahrzeug repariert wurde, gingen die Schnapperts zum Naadam-Fest. Das bescherte ihnen den zweiten TV-Auftritt — denn die Deutschen waren in den Augen der Asiaten ein Blickfang. „Wir tragen gerne bayrische Kleidung, so wird man überall auf der Welt als Deutscher erkannt“, lacht Ingo Schnappert. Umgehend sicherte sich eine Reporterin ein Interview mit den gestrandeten Velbertern.

Dadurch wurde schließlich das Tourismusbüro des Landes auf die Besucher aufmerksam. Parlamentsfrau Narantuja Jundenbasar, die ein Jahr später zum Gegenbesuch in Deutschland antreten sollte, lud das Paar zum Minister ein. „Als wir da saßen, kam plötzlich der Präsident herein und schüttelte uns die Hand“, erinnert sich der Velberter. Die skurrile Krönung einer Mammut-Reise. Einige Wochen später kamen die Velberter in Wladiwostok an, schnupperten drei Tage die Luft des Japanischen Meers und traten zufrieden die lange Heimreise an.

Eigentlich sollte die sechsmonatige Fahrt die letzte große Reise für Ingo Schnappert sein. „Danach kann ich auch sterben“, hatte er immer im Spaß gesagt. Doch jetzt, nachdem der Trip ein paar Monate gesackt ist, muss er gestehen: „Es juckt mich doch wieder.“ Er blickt auf die Karte mit dem großen, weiten Russland. „Vielleicht einmal noch.“

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