99 Stunden unter Strom

Tobias Struck drehte einen Wettbewerbsfilm im engstmöglichen Zeitkorsett.

99 Stunden unter Strom
Foto: Simone Bahrmann

Der 99Fire-Films-Award ist eigentlich wie für den Wülfrather Filmemacher Tobias Struck entworfen. Der 34-Jährige sagt über sich: „Ich schreibe am besten nachts.“ Das ist eine gute Voraussetzung, wenn man vor die Aufgabe gestellt wird, in nur 99 Stunden — also etwas mehr als vier Tagen — einen Kurzfilm zu drehen.

Wie 2000 andere Filmemacher auch, sitzt Struck am Tag des Startschusses vor seinem PC und aktualisiert eifrig die E-Mails. Er wartet auf das Thema, das für alle Teilnehmer des internationalen Wettbewerbs gleichzeitig bekannt gegeben wird. Dieses Mal lautet das Motto: „Was ich schon immer einmal tun wollte.“

Sofort rotieren die grauen Zellen. Das dürfen sie aber nicht zu lange, denn Schreiben, den Dreh vorbereiten, das Filmen und die Nachbearbeitung verschlingen noch einiges an Zeit. Dass die Uhr tickt, hat auch etwas Positives, findet Tobias Struck: „Der Druck hilft dabei, Ideen nachzugehen, die man sonst beiseiteschieben würde.“

Strucks Filmteam besteht aus sieben Freunden, mit denen er sich zum fünften Mal in den Wettbewerb stürzt. „Die Ideenfindung ist bei uns sehr teambasiert“, berichtet Struck. Dieses Mal entscheidet sich die Crew für ein konfliktgeladenes Abendessen. Eine Frau hat die Nachbarn zum Essen eingeladen und der Mann — ein eingefleischter Fußball-Fan — will während des Abends nur an einen Ort: vor den Fernseher.

Für Struck und sein Team eine leise Geschichte. Theoretisch wären auch die Möglichkeiten für eine größere Inszenierung da. „Vom Pferdestunt bis zum explodierenden Auto ist eigentlich alles möglich“, sagt der Wülfrather, der über sein Filmstudium entsprechende Kontakte hat. Doch dieses Mal verzichtet das Team sogar auf die Nachvertonung mit Livemusik — das passt nicht zum Stoff. „Die Idee bestimmt die Form“, sagt der Kreative.

Struck wird jetzt zum Marathonmann. Nachdem am Abend das Thema steht, schreibt er die Nacht über das Drehbuch, um am nächsten Tag zwölf Stunden am Stück filmen zu können. „Komischerweise habe ich erst spät mit dem Kaffee begonnen“, blickt der 34-Jährige hinterher zurück. In den letzten Stunden vor der Einsendung dann die größte Sorge: Streikt jetzt die Technik? War alles umsonst?

Dieses Mal läuft alles glatt, das Material geht raus. Ob der Wülfrather es mit seinem Werk in die Top 99 schafft, steht am 5. Februar fest.

Und was glaubt der Regisseur selbst? „Wenn man über Tage an dem Material arbeitet, verliert man den objektiven Blick.“ Doch er klingt trotzdem zuversichtlich: „Die Reaktionen der Zuschauer war bislang positiv.“

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