Wo Heißluftballons auch Ballett tanzen

Zwei Tage lang ging beim Flugplatzfest in Wiescheid alles in die Luft, was fliegen konnte. Vor dem Nachthimmel hatten Heißluftballons ihren großen Auftritt.

Wo Heißluftballons auch Ballett tanzen
Foto: Fischer/Matzerath

Langenfeld. Auch Heißluftballons können Ballett. Zumindest wenn sie von Nora Theulich choreografiert werden. Das bewiesen sieben Piloten eindrucksvoll beim Ballonglühen, dem Höhepunkt des Langenfelder Flugplatzfestes am Samstagabend. Nora, die junge Segelfliegerin der Luftsportgruppe Erbslöh, war mit Eifer dabei, nachmittags vor dem großen Einsatz die Ballon-Piloten zu briefen.

Wo Heißluftballons auch Ballett tanzen
Foto: Fischer/Matzerath

Zur Seite stand ihr Hajo Winter, der seit zehn Jahren Zeremonienmeister der farbigen Riesen ist, die schon kultmäßig vorm Nachthimmel zu symphonischen Klängen in allen Farben strahlen. Blinken oder Dauerleuchten im richtigen Einsatz zu David Guettas „Love ist on the sun“, Robbie Williams „Angels“ und „Unter den Wolken“ von den Toten Hosen sind kein ganz einfaches Unterfangen. Das sollte schon gut dirigiert werden. „Man muss beispielsweise aufpassen, dass die Ballons nicht zu heiß werden“, sagt Winter. Und so liegt es denn auch in der Natur der Sache, dass nicht jeder Ballon so hundertprozentgenau im Takt agieren kann. Dennoch präsentierte die Newcomerin mit Vorliebe für Musik ein eindrucksvolles 20-minütiges Spektakel zu Discomusik und modernen Hymnen. So dass sich 50 Stunden Vorbereitung wirklich gelohnt hatten. Begleitet wurde der Auftritt der leuchtenden Riesen von vielen Bewunderungsrufen aus dem Publikum.

Wieder einmal hatten die Organisatoren der Luftsportgruppe ein zweitägiges Volksfest auf die Beine gestellt, das wirklich alles bot, was mit Fliegen zu tun hat: vom Greifvogel bis zur Tante JU, dem nostalgischen Frachtflugzeug von 1932, das zumindest zweimal am Himmel kreiste. „Denn landen kann die Tante JU auf unserem Flugplatz nicht“, sagt der Vorsitzende des Vereins, Jürgen Blome. „Beziehungsweise, landen könnte sie vielleicht schon, aber sich nicht mehr in die Luft erheben.“

Eindrucksvoll konnte man an den beiden Tagen des Familienfestes erleben, wie Groß und Klein der Faszination des Fliegens erlegen sind. Ob Väter und Mütter nun mit ihren Kindern bunte Styropor-Flugzeuge in die Luft schickten oder sich in hornissenartige Gyrocopter setzten, in denen sie unter strahlendem Blau am Himmel kreisten. Das Fest ist auch im 37. Jahr ein Magnet.

Die Gäste konnten sowohl die Kunststücke am Himmel verfolgen als auch selbst in die Luft gehen. Oder wie Miriam Aring-Kappertz aus 3000 Meter Höhe abspringen. Die mutige Mutter hatte ihren Sohn Malte zum Fallschirmsprung bei den Skydivern aus dem Sauerland eingeladen. Während die Mama sich vor etlichen Jahren schon mal aus dem Flugzeug hatte fallen lassen, sprang der Sohn zum ersten Mal. Beide warteten nach eigenem Bekunden völlig adrenalinfrei auf ihren Einsatz. Die richtige Körperhaltung beim Fliegen mussten sie zuvor auf dem Boden üben. Beim Flugplatzfest in Wiescheid waren die beiden allerdings zum ersten Mal und fanden es so „cool“, dass sie auf jeden Fall wiederkommen.

Ein bisschen traurig stimmte es den neunjährigen Julian Schütte, dass er nicht umgehend bei den Segelfliegern einsteigen konnte, sondern warten muss, bis er 14 Jahre alt ist. Immerhin durfte der Junge beim Gastflug in der Piper kurz mal selbst den Steuerknüppel als Co-Pilot übernehmen. Und das beeindruckte ihn nachhaltig. Es war immerhin schon sein drittes Mal, erzählt er stolz.

Wie Julian die Zeit bis zum Einstieg in die Luftsportgruppe Erbslöh überbrückt, weiß er schon sehr genau: am Flugsimulator, sagt er. Sein Interesse kommt denn auch nicht von ungefähr: Der Papa ist leidenschaftlicher Modellflugzeugbauer, und der Cousin baut echte Flugzeuge bei Airbus.

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