Vom Bund in die Werbung

87 Aussteller präsentierten sich auf der Berufsmesse. Sie achten auf Motivation, nicht auf stringente Lebensläufe.

Langenfeld. Lucia Schröder sticht aus der Menge heraus. Im dunkelbraunen Blazer und weißer Bluse unterhält sie sich mit Michael Adloff vom Informationsstand der Theissen Medien Gruppe aus Monheim. Man tauscht Visitenkarten und verspricht, in Kontakt zu bleiben.

An ihren Rücken drängen sich Schüler mit Rucksäcken und vollgestopften Tüten mit Werbe- und Infomaterial vorbei, die Stadthalle platzt aus allen Nähten. 87 Aussteller präsentieren sich bei der sechsten Berufsorientierungsbörse (Bob) — so viele wie noch nie.

„Wir brauchen immer gute Leute“, sagt Adloff. Zwar sei die Ausbildungsstelle zur Mediengestalterin gerade vergeben worden, ein Praktikum lohne sich jedoch immer.

Eigentlich war Lucia Schröder nur zufällig in der Nähe gewesen, die Plakate vor der Stadthalle hatten ihre Aufmerksamkeit erregt. „Wenn schon so etwas angeboten wird, sollte man die Chance auch nutzen, Kontakte zu knüpfen“, sagt sie mit einem professionellen Lächeln.

Die 20-Jährige hat bereits eine abgeschlossene Ausbildung in der Tasche. „Ich wollte etwas ganz anderes machen und ging nach Bremen zur Bundeswehr als Rettungssanitäterin“, sagt sie.

Nun folge sie dem Ruf der Familie und des Freundes, wolle sich wieder in Langenfeld niederlassen. „Mein Freund arbeitet in der Medienbranche, ich weiß also, worauf ich mich einlasse.“

Die Chance, einen Praktikumsplatz in der Monheimer Agentur zu erhalten, werde sie auf jeden Fall nutzen. Auch bei Adloff hat sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Sie zeigt Interesse, Engagement und Mut, eine neue Sache auszuprobieren. So etwas suchen wir.“

Auch am gegenüberliegenden Stand von Hardy Gebäudetechnik ist gerade ein Praktikumsplatz vereinbart worden. Florian Löwe (16) hatte die Mitarbeiter zu den ausgestellten technischen Anlagen ausgefragt. „Ich bin generell technisch veranlagt“, sagt er mit der eroberten Visitenkarte von Elektrotechnikermeister Frank Hardy in der Hand. Zwei Ausbildungsstellen stehen im Betrieb dieses Jahr zur Verfügung. „Es ist gar nicht zu einfach, sie auch besetzt zu bekommen“, sagt Hardy.

„Die meisten jungen Leute haben noch keine Ahnung, wofür sie sich entscheiden sollen.“ Auf der Berufsbörse seien aber bereits nach den ersten zwei Stunden fünf vielversprechende Gespräche entstanden.

Mit ihrem jetzigen Auszubildenden hat der Betrieb großes Glück gehabt. Thomas Kapser ist im zweiten Lehrjahr. Die Chancen stehen gut, dass er nach der Ausbildung übernommen wird.

Philipp Golla und Björn Zimny (beide 15) lassen ihre Schlüssel am Stand von der Langenfelder Firma Enthone gold färben. „Mit verschiedenen Elektrolyten werden die Schlüssel beschichtet und dann vergoldet“, erklärt Björn.

Von der Ausbildung zum Oberflächenbeschichter hört er heute zum ersten Mal. „Der Beruf ist nicht sonderlich bekannt, wir kommen hierher, um die Attraktivität zu steigern“, sagt Siegfried Arend, zuständig für den Personalbereich.

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