Testkauf: Einzelhandel versagt

26 Mal versuchten Jugendliche im Auftrag der Stadt, Alkohol zu kaufen. 19 Mal gelang es.

Langenfeld. Die Bilanz fällt erschreckend aus: Bei 26 Testkäufen in Langenfelder Geschäften, Kiosken und Tankstellen wurden der 16-jährigen Testerin und dem 17-jährigen Testkäufer 19 Mal Tabakwaren und Wodka ohne jede Kontrolle verkauft. Und das, obwohl die Stadt die Testkäufe ab Mitte Juli angekündigt hatte. „Besonders erschreckend ist das Ergebnis, weil wir zuvor alle Händler mit einem persönlichen Infoschreiben und über die Presse über die Testkäufe vorgewarnt hatten und einen Rechenschieber zur einfachen Alterskontrolle mitgeschickt haben,“ betont Beigeordnete Ordnungsdezernentin Marion Prell.

In vier Fällen wurde zwar der Ausweis verlangt, aber trotzdem die verbotene Ware an die Jugendlichen verkauft. Auch in Supermarktfilialen großer Ketten kamen die Tester problemlos an den Alkohol — auch in den Märkten, in denen an der Kasse mit automatischen Warnungen auf Kontrollbedarf hingewiesen wird. „Meistens haften die Kassierer, weil den großen Handelsketten kein Organisationsverschulden nachzuweisen ist“, sagt Christian Benzrath, Leiter des städtischen Referats Recht und Ordnung. In einem Geschäft erkannte die Kassiererin die Kontrolleurin von einem Testkauf in einer anderen Filiale wieder und warnte die Nachbarkasse — zu spät. „Um Ausreden war niemand verlegen, Einsicht zeigten die wenigsten Ertappten“, sagt Benzrath. Nun müssen die betroffenen Einzelhändler mit Bußgeldern rechnen.

Das städtische Referat wird die Testkäufe fortsetzen, weil schon bei den 26 Kontrollen drei Nachkontrollen enthalten waren. Nur zwei Betriebe hatten dazugelernt, in dem dritten Laden wurde erneut Alkohol verkauft.

Alkoholkonsum und Sachbeschädigungen auf Schulhöfen führten vermehrt zu Beschwerden, heißt es vom Referat. Eine Arbeitsgruppe hat sich gebildet, neben Streetworkern kontrolliert nun auch das Ordnungsamt teilweise in Doppelstreifen mit der Polizei. Die Polizei ist nachts an den beliebtesten Treffpunkten unterwegs.

Im Sommer konnte sie bereits eine Bande, die Mopeds und Roller klaute, und zwei junge Erwachsene, die in großem Umfang an Kinder und Jugendliche Alkohol weitergaben, dingfest machen. Gegen beide Gruppen ermittelt nun das Ordnungsamt. „Wenn sich junge Leute treffen wollen, auch ohne ständige Aufsicht Erwachsener, ist das normal. Wer aber die Grenzen überschreitet und Sachbeschädigungen am öffentlichen Eigentum begeht, Flaschen und Scherben auf Spielflächen hinterlässt und Alkohol missbraucht, muss mit Kontrollen und Strafen rechnen“, sagt Bürgermeister Frank Schneider. Brennpunkte gebe es zwar nicht, dennoch betrachte er den Alkoholmissbrauch „mit immer härteren Spirituosen und durch immer jüngere Personen“ mit Sorge. „Hier muss auch das Elternhaus in die Verantwortung genommen werden“, sagt Schneider. Die Kommunen könnten keine gesamtgesellschaftlichen Fehlentwicklungen auffangen. Künftig würden auch die Erziehungsberechtigten ertappter jugendlicher Alkoholsünder informiert. Die Schwerpunktarbeit im Jugendschutz wird auch im nächsten Jahr fortgesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort