Reusrath bleibt Standort für Windenergie

Die Stadt will zwei neue Flächen nahe der A 59 für Windenergie nutzen. Wider Erwarten reicht dieses Areal aber nicht, um Reusrath zu verschonen.

Langenfeld. Der Vortrag war technisch, zuweilen von einigen Zuhörern als „anstrengend“ empfunden worden: Beim zweiten „WinDialog“ machten Experten deutlich, wie komplex das Genehmigungsverfahren von Windkraftanlagen wirklich ist — welche gesetzlichen Vorgaben es hinsichtlich des Schattenwurfs und der Schallemissionen gibt.

Eine hitzige Diskussion brach erst los, als Stadtplaner Stephan Anhalt Aktualität in die Sache brachte: Die Stadt will zwei Flächen nahe der A 59 für Windkraftanlagen ausweisen. Das Prekäre für die Besucher der Veranstaltung: Nicht als Ersatz für die Konzentrationsfläche in Reusrath, sondern als Ergänzung.

Die Politik hatte im Sommer vergangenen Jahres beschlossen, dass die Stadt gemeinsam mit Monheim nach gebietsübergreifenden Flächen für die Ausweisung von Windkraftanlagen sucht. „Inzwischen steht fest, dass unterschiedliche planungsrechtliche Ausgangsvoraussetzungen in beiden Städten bestehen“, sagte Stephan Anhalt. Während Langenfeld bereits mit der Ausweisung der Konzentrationsfläche in Reusrath gesteuert hätte, wo Windkraftanlagen möglich sind, sei Monheim noch nicht so weit.

„Das bedeutet auch, dass in Monheim zurzeit grundsätzlich überall im Außenbereich Windkraftanlagen planungsrechtlich möglich sind. Ein Investor könnte also theoretisch an jeder Stelle bauen. In Langenfeld ist das anders“, erläuterte Landschaftsarchitekt Peter Smeets, der als Experte eingeladen war. Mittlerweile plant auch Monheim, eine sogenannte Windkraftkonzentrationszone einzurichten, in der kommenden Woche wird die Politik darüber beraten.

Bei den Besuchern der Veranstaltung löste es Verwunderung aus, dass Reusrath Konzentrationszone bleibt: „Aber der Bürgermeister hatte doch zugesichert: Wenn das mit Monheim an der A 59 klappt, dann ist Reusrath vom Tisch“, sagte ein Bürger — und erntete großen Zuspruch von anderen Besuchern.

„Die zwei neuen von uns ins Auge gefassten Flächen an der A 59 bieten aber jeweils Platz für maximal zwei Windräder. Das reicht nicht aus, um ein Ersatz für die Fläche in Reusrath zu sein“, betonte Stephan Anhalt. „Das bedeutet also, dass wir vorher eine Konzentrationszone hatten und jetzt gleich drei“, resümierte Matthias Saturnus, Reusrather Anwohner und Sprecher der Bürgerinitiative „Ruhiger Horizont Reusrath“.

Laut Stephan Anhalt ändert sich in Reusrath erst einmal nichts: Dort ist laut Ratsbeschluss ausschließlich der Bau von Anlagen bis zu 100 Metern zulässig. Höhere Anlagen sind aber wegen des stärkeren Windaufkommens wesentlich effizienter — ein Grund, weshalb bisher noch kein Investor eine Anlage dort errichten wollte. Laut Anhalt gebe es mit der Ausweisung der Konzentrationszone in Reusrath zwar keinen gesetzlichen Zwang, neue Flächen zu erschließen, „der neue Windenergieerlass empfiehlt aber, weitere Möglichkeiten zu schaffen, um einen Beitrag zur Energiewende leisten zu können“, sagte er. Die Stadt wolle mehr machen — schließlich sei das auch Teil des Klimaschutzkonzepts der Stadt, das der Stadtrat beschlossen hat.

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