Porträt: Wohlfühlen als Erfolgsrezept

Redi-Group ist als Dienstleister weltweit vertreten und gilt als Vorreiter für soziale Personalführung.

Langenfeld. Die Galerie im verglasten Eingangsbereich des Unternehmens ist lang: Dieter Reitmeyer, Firmenchef der Langenfelder Redi-Group, schüttelt die Hand von Bill Clinton, posiert für ein Pressefoto neben Bundeskanzlerin Angela Merkel oder bekommt einen Preis von Hans-Dietrich Genscher überreicht.

Genscher war es auch, der über den Firmenchef sagte: „Mir imponiert der Mann. Einfach wie er an seine unternehmerische Verantwortung herangeht.“ Dafür erhielt Reitmeyer 2008 den Vision-Award.

Auszeichnungen für soziales Engagement? „Ich hätte keine von denen bekommen dürfen, hätte man mich mal aussprechen lassen“, winkt Reitmeyer selbst ab. „Ich bin keine Mutter Theresa. Ich bin Unternehmer.

Ich stehe morgens mit dem Gedanken auf, möglichst viel Geld zu verdienen. Das möchte ich dann aber möglichst gerecht unter den Mitarbeitern verteilten“, beschreibt Reitmeyer sein Konzept. „Sozial heißt nicht schenken. Jeder, dem die Hand gereicht wird, muss sich selbst weiterentwickeln wollen. Alles andere ist Perlen vor die Säue werfen.“

2003 gründete Reitmeyer mit seiner Frau eine Stiftung, die sich für in Not geratene Arbeitnehmer sowie deren Familien einsetzt. Ziel der Stiftungsarbeit ist es, in persönlichen oder wirtschaftlichen Notfällen zu helfen, insbesondere bei Überschuldung oder unverschuldeter wirtschaftlicher Notlage. Die Stiftung übernimmt die Kosten für professionelle Schuldnerberatung.

Reitmeyers Erfolgsrezept, das er auch in seinen Büchern skizziert, hört sich einfach an: „Wer Menschen führen will, muss Menschen mögen.“ Und das habe dazu geführt, dass seine Mitarbeiter nicht wegschauen, wenn sie ihren Chef auf der Straße sehen. „Das hört sich leicht an, ist aber sehr schwer durchzusetzen“, sagt er.

„Die Mitarbeiter müssen sich an ihrem Arbeitsplatz wohl fühlen. Sonst können sie nicht Leistung bringen.“ Viele der Ingenieure, die im Unternehmen arbeiten, sind älter als 50 Jahre. Zahlen über die Altersstruktur gibt es aber nicht. „Das halten wir nicht in Zahlen fest, wir suchen nach der Qualifikation unf Motivation, nicht nach dem Alter aus“, heißt es vom Personalchef.

Dass die Firma sich in Langenfeld ansiedelte, war Zufall. „1996 entstand die Idee, sich selbstständig zu machen, in einem Keller in Baumberg“, erinnert sich Reitmeyer. Damals war er angestellt, verdiente gutes Geld, fuhr mit einem eindrucksvollen Firmenwagen umher. Doch der Wunsch, die eigene Firma zu gründen, war stärker.

Als Ein-Mann-Unternehmen gestartet ist die Redi-Group inzwischen einer der größten deutschen Dienstleister für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement mit Niederlassungen weltweit. Für Automobilhersteller übernimmt die Redi-Group Prüf- Sortier- und Nacharbeiten, kümmert sich auch um Hagelschäden oder Felgenreparaturen. Jüngster Geschäftsbereich ist die Fördertechnik. „An der Königsalllee ist jetzt der erste Aufzug in Betrieb gegangen.“

Ein Mitarbeiter hatte die Geschäftsidee. „Ich selbst wäre nie darauf gekommen“, sagt Reitmeyer. Und ohne das Engagement seiner Mitarbeiter gebe es die Redi-Group vermutlich auch nicht mehr. „Die Krise traf uns hart. 80 Prozent Umsatzeinbruch. Kurzarbeit. Die Mitarbeiter sind ungefragt in Autohäuser marschiert, haben Flyer verteilt und unsere Leistungen angeboten. Und uns somit durch die Krise geführt.“

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