Photovoltaik: spezielles System schützt im Brandfall

Bei Feuern an Photovoltaik-Anlagen drohen gefährliche Stromschläge. Eine Langenfelder Firma schafft Abhilfe.

Langenfeld. 13 städtische Häuser haben bereits eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, drei weitere sind für das nächste Jahr geplant. Während sich die Stadtplaner über die Solarkraft freuen, ergibt sich für die Feuerwehr mit der Installation der Anlagen ein echtes Problem: Sollte es brennen, begeben sich die Rettungskräfte beim Löschen in Lebensgefahr.

Es drohen Stromschläge. Denn selbst wenn im Haus der Strom ausgeschaltet und kein Sonnenlicht mehr auf das Dach scheint — durch die Solarmodule fließt noch immer Strom.

Das „EnergieDesignCentrum“ (EnDC) mit Sitz an der Solinger Straße hat das Problem erkannt und zusammen mit einer Firma aus Oberlangen ein System entwickelt, das die komplette Abschaltung der Photovoltaikanlage ermöglicht. „Zwei unserer Mitarbeiter sind bei der Feuerwehr, daher wissen wir von den Problemen aus erster Hand“, sagt Fachplaner Elmar Bobe.

Und auch Vertriebsleiter und Sachverständiger Ali Okan Cakir weiß von den erheblichen Muskelverbrennungen und teilweise sogar tödlichen Unfällen. „Da bleibt der Feuerwehr meist keine andere Möglichkeit, als das brennende Gebäude kontrolliert abbrennen zu lassen“, sagt der 36-Jährige.

An einem Modell wird deutlich, wie schnell sich die Anlage ausschalten lässt. Bis zu 1000 Volt fließen durch die Anlage, bei normalen Stromleitungen liegt die Spannung bei etwa 380 Volt. Jedes einzelne Solarmodul ist mit der Abschaltung verbunden, mit einem Knopfdruck wird ein Kurzschluss erzwungen.

Ein Signal „Solaranlage ausgeschaltet“ leuchtet auf, für Monteure oder Feuerwehrleute das Zeichen, dass sie ohne Gefahr mit ihrer Arbeit beginnen können. „Der Schaltknopf wird meist im Eingangsbereich oder in der Garage installiert“, sagt Ali Okan Cakir. Negative Folgen für die Anlage gibt es laut Cakir nicht. Sie kann danach wieder eingeschaltet werden.

Abschaltungen gebe es bereits von anderen Firmen, „diese kappen aber lediglich die ins Haus geführten Leitungen, nicht die Solarmodule selbst. Das Dach steht dann immer noch unter Strom“, sagt der Sachverständige.

Bestehende Anlagen lassen sich mit der Abschaltung nachrüsten. Die Kosten: fünf bis zehn Prozent des Preises einer Photovoltaikanlage — die Anlage auf einem Einfamilienhaus kostet je nach Aufwand und Größe 8 bis 15 000 Euro. Eine gesetzliche Vorgabe, die Abschaltungen einzubauen, gibt es noch nicht.

„Aber wir arbeiten gerade daran, eine Richtlinie zu entwickeln“, sagt Ali Okan Cakir. Und auch an eine Datenbank aller Gebäude mit einer Abschaltung ist angedacht, auf die Feuerwehrleute zurückgreifen können.

5000 Solarmodule sind seit Juni bereits nachgerüstet worden. Die Stadtsparkassen und die Feuerwache erhalten ebenfalls nachträglich eine Abschaltung. Cakir rechnet mit einer großen Nachfrage — schon jetzt erreichen ihn täglich etwa zehn Anrufe zu diesem Thema.

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