Niedrige Steuern sorgen für Boom

Zahlreiche Unternehmen siedeln sich in Monheim und Langenfeld an und profitieren nicht nur finanziell, sondern auch von der Infrastruktur.

Niedrige Steuern sorgen für Boom
Foto: Matzerath

Langenfeld/Monheim. Nicht nur die vergleichsweise niedrigen Gewerbesteuersätze, auch die gute Erreichbarkeit der beiden schuldenfreien Städte wie die Anbindung an die S-Bahn über zwei Bahnhöfe, und die üppige Verfügbarkeit von Fachkräften machen Langenfeld und Monheim zu einem attraktiven Standort in der Peripherie von Köln und Düsseldorf, sagt Jens Reuther, Geschäftsführer der Corealis Commercial Real Estate GmbH mit Sitz in Düsseldorf. „Dennoch haben die meisten Makler diesen interessante Markt für Gewerbeimmobilien ausgeblendet, sie konzentrieren sich auf Ratingen und Neuss, Erkrath und Hilden.“

Sein Unternehmen habe sich auf diesen Markt spezialisiert, ihn in einer Tiefe durchdrungen wie kein anderes, meint er. Seit 2013 habe man in Langenfeld 25 500 Quadratmeter Büroflächen vermittelt, in Monheim 12 500 Quadratmeter. Seit 2005 habe man den Umzug von 30 Unternehmen aus Düsseldorf (10), Köln (5), Ratingen (2), Haan (3), Leverlusen (2), Burscheid (1) Neuss (2) und Bonn (1) begleitet. Das entspreche einem Zugewinn von 3500 Arbeitsplätzen.

In den beiden Städte hätten sich inzwischen etliche „hidden champions“ niedergelassen, Unternehmen, die in ihrer Branche Weltmarktführer sind, aber deren Namen nicht in aller Munde sind, wie die Oxea GmbH, Tomra Systems GmbH, McDermid Enthone, die Ages Maut System GmbH und Ecolab.

Jens Reuther, Geschäftsführer von Corealis

Für die Unternehmen, die allein nach betriebswirtschaftlichen Kriterien urteilten, sei die geringe Gewerbesteuer in Monheim natürlich ein wichtiges Argument. „Langenfeld konnte eine solche Senkung nicht mitmachen, das Steueraufkommen hätte nicht gereicht, um eine Neuverschuldung zu vermeiden“, erläutert Reuther. Daher ging Oxea, das sich ursprünglich für Büroflächen im ehemaligen Lanxess-Sitz am Katzberg interessiert hatte, nach Monheim.

Auch UPS, das zunächst in das ehemalige Headquarter von Schwarz Pharma an der Mittelstraße zog, hat seine Chefetage wegen der niedrigen Gewerbesteuer nach Monheim verfrachtet. Das Unternehmen hat jetzt im Gewerbegebiet Rheinpark ein eigenes Gebäude errichtet. An der Mittelstraße hat 2011 auch Johnson Controls einen Teil der Elektronik-Sparte geparkt. Das Pharmaunternehmen Aesica habe seinen Vertrag gerade verlängert, berichtet sein Mitarbeiter Christoph Mooren. „Wenn die restlichen, bereits verkauften Grundstücke im Rheinpark bebaut sind, dann gibt es in Monheim keine freien Büroflächen mehr“, so Reuther.

Anders sieht es in Langenfeld aus, wo sein Unternehmen unter dem Projektnamen Tricom Office Park erfolgreich die 10 000 Quadratmeter am Katzberg vermittelte. „Dort war für viele Mieter der günstige S-Bahn-Anschluss entscheidend“, so Reuther. Viele Unternehmen hätten langfristige Mietverträge über sieben bis elf Jahre abgeschlossen.

Einer der Mieter, Tomra, baut jetzt im Gewerbegebiet Am Solpert neu, im Juni 2019 soll das Gebäude an der Felix-Wankel-Straße bezugsfertig sein. Momentan sei sein Unternehmen dabei, die Büroflächen im ehemaligen Strauss-Innovation-Sitz an der Raiffeisenstraßen neu zu vermieten. „Neben einer Airline aus Köln wird eine dänische IT-Firma, ein Automobilzulieferer, einziehen“, so Mooren. Für weitere 3000 Quadratmetern interessiert sich aktuell ein Fitnessanbieter.

Reuthers Blick in die Zukunft ist jedoch düster: Infolge des konjunkturellen Hochs seien die Baupreise in den vergangenen Jahren so stark gestiegen, dass es sich für Grundstückseigentümer nicht lohne, eine Gewerbeimmobilie zu bauen. „Selbst wenn man bis zu drei Jahresmieten mehr bekommt, kann man diese Preise nicht kompensieren“, sagt der gelernte Immobilienkaufmann. „Wenn sich an diesen Rahmenbedingungen nichts ändert, gibt es in fünf Jahren keine Flächen mehr“, prophezeit er.

Anders als Monheim und Langenfeld würden sich auch die Bauleit- und Baugenehmigungsverfahren in den Metropolen sehr lang hinziehen.

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