Monheimer klagen über den Fluglärm

Die Zahl der Flüge ist gestiegen, die Route hat sich nach Norden verlagert. Davon ist besonders das Musikantenviertel betroffen.

Monheim. Es gibt diese beiden Karten. Die eine zeigt den 18. Mai 2015, die andere den 17. Mai 2017. Beide dokumentieren Flugspuren und den Anflug auf den Flughafen Köln/Bonn, jeweils für den Zeitraum von 24 Stunden. Doch die Karten unterscheiden sich: Zum Einen ist die Zahl der Flugspuren 2017 annähernd doppelt so hoch. Zum Anderen reichen die Flugspuren deutlich weiter Richtung Norden. Davon maßgeblich betroffen: das Monheimer Musikantenviertel.

Am 17. Mai 2017 fliegen viele Maschine ihre Kurve für den Landeanflug in der Höhe von etwa 1000 Metern und unmittelbar über der Siedlung. Am 18. Mai 2015 passierte das weiter südlich — mehr über Wiesen und Feldern.

Eine Anwohnerin auf Facebook

Fluglärm überm Haus. Das nervt viele Leute im betroffenen Viertel. In der Nacht vom 18. auf den 19. Mai 2017 postete eine Anwohnerin auf der Facebook-Seite der Monheimer Urgesteine: „Heute abend kann man alle ein, zwei Minuten den Piloten winken und Flugzeugen am Bauch kraulen... ?? Gibt es eine Erklärung? Oder eine erfolgversprechende Initiative gegen Fluglärm?“

Auf den Post reagierten viele mit Unverständnis. „Hier von Fluglärm zu sprechen, ist schon etwas weit hergeholt.“ Oder: „Wir wohnen in einem Ballungsgebiet, da muss man sich wohl damit abfinden.“ Andere bestätigten den Eindruck. „Mir fällt in letzter Zeit ein verändertes Geräusch über Monheim auf. Die Passagiermaschinen heulen alle kurz so merkwürdig auf. Ich hab’ das vorher so noch nie gehört“, schreibt eine. Ein Monheimer antwortet: „Das ist, glaube ich, das Öffnen der Landeklappen.“ Und wieder jemand anderes schreibt: „Nervt schon seit ein paar Nächten. Ist mir noch nie so aufgefallen wie in diesen Jahr.“

Mehr Flieger über Monheim? Martin Partsch, beim Flughafen Köln/Bonn für Lärmschutz zuständig, sagt: Nein. Er spricht von „subjektiver Wahrnehmung“, die der Windrichtung geschuldet sei. Am 17. Mai 2017 beispielsweise seien bei Süd-Ostwind alle Landeanflüge aus Nordwest in Richtung Südost gegangen, während am 18. Mai 2015 der Wind die Nutzung einer weiteren Landebahn möglich gemacht habe. Das erklärt den Unterschied in der Anzahl der Flugspuren in der Region.

Aber die Karte vom 17. Mai 2017 dokumentiert, dass ein Teil der Flugzeuge über Monheim eindreht. Auf Nachfrage hatte die Flugsicherung im November noch von Ausnahmen und Einzelfällen gesprochen. Eigentlich würden die Maschine ihre Kurve weiter südlich über Leverkusen fliegen, hieß es.

Generell gilt: Bei Wind aus Süden ist am Köln/Bonner Flughafen in der Regel Piste 14 in Betrieb. Weil Flugzeuge aus aerodynamischen Gründen gegen den Wind starten und landen, läuft der Landeanflug dann aus Nordwest in Richtung Südost. Spätestens 18 Kilometer von der Landebahn entfernt, werden die Flugzeuge wie beim Reißverschlussverfahren auf die verlängerte Mittellinie der Landebahn eingedreht. Das passiert laut Flugsicherung in einer Höhe von 3000 Fuß (etwa 900 Meter).

Claudia Wieja ist die Vorsitzende Lärmschutzkommision des Flughafens Köln/Bonn und hat sich die Flugspuren aus dem Mai ebenfalls angeschaut. „Eine offizielle Flugroutenverlegung hat nicht stattgefunden“, sagt sie. Sie will das Thema in der Fluglärmkommission ansprechen.

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