Monheimer beklagen Lärm bei türkischer Hochzeit

Am ersten Weihnachtsfeiertag sorgte eine überschwängliche Feier für Ärger. Es gab laute Musik und ein Hupkonzert. Außerdem wurde im Berliner Viertel Pyrotechnik abgebrannt.

Monheimer beklagen Lärm bei türkischer Hochzeit
Foto: dpa

Monheim. Weihnachten — ruhig und besinnlich? Das hätte sich auch Michael Kornmüller (Name geändert) aus Monheim gewünscht. Doch diesmal erlebte er nach eigenem Bekunden am ersten Feiertag das glatte Gegenteil: „Plötzlich, kurz nach 13 Uhr laute Böller, Raketen, Gesang aus Richtung Neue Heimat.“ Gemeint ist das Berliner Viertel. „Dann neben lauter (nicht heimischer) Musik auch noch ein Hupkonzert vom Berliner Platz“, schildert Kornmüller die Szene. „Überall gingen die Fenster auf, Menschen blieben stehen oder schauten verwundert in Richtung dieser unpassenden Klänge und Töne.“

Nach rund 20 Minuten mit Böllern, Schüssen und Musik habe sich ein Konvoi von zumeist großen Fahrzeugen vom Berliner Platz in Richtung Opladener Straße und dann in Richtung Innenstadt in Bewegung gesetzt. „Geschmückt mit türkischen Fähnchen, vorweg ein offener Sportwagen mit Stativkamera, dahinter ein Brautwagen und dahinter zwischen 25 und 30 Wagen, die mit ohrenbetäubendem Hupkonzert in die Innenstadt fuhren.“

Michael Kornmüller ist nicht der einzige, der sich durch den Lärm in seiner Weihnachtsstimmung stark gestört fühlte. „Es gab mehrere Anrufe“, berichtete Polizeisprecherin Nicole Rehmann gestern auf Anfrage. Die Anrufer hätten sich über Ruhestörung und das Abbrennen von Pyrotechnik im Bereich des Berliner Platzes und der Plötzenseer Straße beschwert. „Unsere Kollegen sind zweimal ausgerückt und haben mit den Veranstaltern der Hochzeitsfeier gesprochen.“ Einmal um 14.32 Uhr, das andere Mal um 15.14 Uhr. „Um 17.07 Uhr gab es keine Feststellung mehr.“ Die Polizeibeamten hätten die Feiernden „zur Ruhe ermahnt“ und auf den christlichen Feiertag hingewiesen. Zumindest beim ersten Mal habe sich der Gesprächspartner auf Seiten der Hochzeitsgesellschaft auch einsichtig gezeigt. Das Abbrennen von Feuerwerkskörpern ist — außer in der Silvesternacht — ohne Genehmigung verboten. „Wir haben keine erteilt“, sagt Monheims Stadtsprecher Norbert Jakobs.

Konsequenzen für die Feiernden dürfte der mutmaßliche Verstoß indes kaum haben: Als die Polizei eintraf, hatte sich der Pulverdampf bereits verzogen. „Unsere Kollegen konnten keinen Verstoß feststellen“, sagt Polizeisprecherin Rehmann. Was das Hupkonzert angeht, ist auch das „im Prinzip verboten“. Rehmann weist aber darauf, dass Hupkonzerte zu Hochzeitsfeiern nicht nur unter türkischen Mitbürgern verbreitet seien und in einem gewissen Rahmen geduldet würden. „Ich halte es aber für sehr unglücklich, an einem besinnlichen christlichen Feiertag lautstark in der Öffentlichkeit zu feiern“, so Rehmann. Das findet auch Bernd Wehner vom Monheimer Gesprächskreis „Christen treffen Muslime“. „So wie Christen die religiösen Gepflogenheiten der Muslime respektieren sollten, so sollten Nicht-Christen auch die christliche Kultur unseres Landes respektieren“, sagt der Katholik. Bei seinen Gesprächspartnern in dem interreligiösen Kreis sei dieser gegenseitige Respekt auch da: „Das wurde bei unserem letzten Treffen im Zusammenhang mit dem Weihnachtsfest deutlich. Wir Christen feiern es als Geburt des Erlösers, aber auch für Muslime sind Jesus — im Islam ein Prophet — und seine Mutter Maria ehrenvolle Persönlichkeiten“, so Wehner.

Georg Scheyer, der Stadtteil-Manager des Berliner Viertels in Diensten der Stadt Monheim, hält die Verärgerung über die Böllerei und Huperei am Weihnachtstag für „nachvollziehbar“. Hätte ihn jemand gefragt, ob er auf diese Weise an solch einem Tag Hochzeit feiern könne, hätte er ihm „auf jeden Fall“ davon abgeraten. Auch wenn selbst in der angestammten Bevölkerung Weihnachten nicht mehr durchweg besinnlich gefeiert werde, sei gegenüber solchen hohen Feiertagen Sensibilität gefragt. „Die große Mehrheit hier weiß das auch“, sagt Scheyer über die Hochhaus-Siedlung, in der rund 11 000 Menschen auf anderthalb Quadratkilometern wohnen. Mehr als die Hälfte hat einen Migrationshintergrund, viele davon haben türkische Wurzeln.

Mit interkulturellen Frühstücks und anderen Aktionen wird im Berliner Viertel versucht, das Verständnis für einander zu stärken. Diesem Integrationsprozess, bedauert der Monheimer Michael Kornmüller, habe die Hochzeitsgesellschaft keinen guten Dienst erwiesen. „Ich möchte mir nicht ausmalen, wenn ein christliches, deutsches Paar unter solchen Umständen in der Türkei geheiratet hätte.“

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