Mit Luftballons und Farbe gegen Rechts

Die Polizei begleitete eine Demo von Pax Europa mit starkem Aufgebot. Es blieb friedlich, anschließend wurde gefeiert.

Mit Luftballons und Farbe gegen Rechts
Foto: rm-

Monheim. Eigentlich wollte ihn niemand da haben: den Sprecher der Bürgerbewegung Pax Europa, den Blogger Michael Stürzenberger, der am Samstag erneut gegen den Bau der Moschee in Monheim wetterte. Gerade mal eine Handvoll Bürger applaudierte dem Agitator, der seit 2013 vom bayerischen Verfassungsschutz wegen rassistischer Äußerungen beobachtet wird. Ansonsten wurde sein Auftritt am Busbahnhof mit lauten Buh-Rufen, drastischen Zwischenbemerkungen und Pfiffen übertönt.

Mit Luftballons und Farbe gegen Rechts
Foto: Jakobs

Zitat von Ulla Hahn

Arkadas (19) und Theo von der Antifa (Antifaschistischen Aktion) machten ihrer Wut über den Auftritt von Stürzenberger unter anderem mit Kraftausdrücken Luft, bevor sie erklärten: „Wir demonstrieren hier gegen die Islamophobie und gegen Rassismus“, so Theo. Magid (25) aus Syrien, der seit zweieinhalb Jahren in Deutschland lebt, war besonders empört über die Behauptung der Pax Europa: „Der Terror kommt aus dem Herzen des Islam.“ „Wer sagt das? Und wie kommen die darauf?“, wollte er wissen.

Mit starkem Polizeiaufgebot aus Bereitschafts-, Sonder- und Verkehrsdienst begleitete die Polizei die Demo und das „Fest der Toleranz“, mit dem Monheim gegensteuerte und Flagge zeigte für ein friedliches Miteinander der Religionen und Kulturen. „Sobald die Pax Europa ihren Auftritt beendet hat, sind wir hier weg“, sagt Polizei-Pressesprecher Ulrich Löhe. „Denn dann ist das hier nichts anderes als ein friedliches Volksfest.“

Er behielt Recht: Nach ein paar lautstarken verbalen Auseinandersetzungen zwischen Redner und Publikum konnte sich die Polizei schließlich zurückziehen und die Bürger mit dem friedlichen Teil des Tages allein lassen. Beim Volksfest auf der Krischerstraße präsentierten sich sämtliche Ratsparteien in seltener Einigkeit. Vertreter beider Kirchen sowie Fouzia El Jaouhari, die stellvertretende NRW-Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, waren vor Ort.

Viel Jugend bekannte Farbe: Emir Alac (16) vom Jugendparlament unterstützte das Team vom Rhein-Café der Schüler: „Wir wollen zeigen, dass jeder in Monheim gleich willkommen ist“, sagte er. Fatima (34) und Ghizlane (30) waren aus Düsseldorf gekommen. Die Marokkanerin und die Düsseldorferin verkauften Waffeln, deren Erlös für die Moschee gedacht ist. „Wir können das Gebäck allerdings selbst nicht essen, weil gerade Ramadan ist“, sagte Fatima, eine weltoffene Muslima ohne Kopftuch.

Das Ulla-Hahn-Haus brachte es mit plattdeutschen Zitaten aus den Büchern der Monheimer Autorin und Namensgeberin auf den Punkt: „Keener es besser als der andere“ oder „Mer muss ne joode Minsch sin. Nur darop kütt et an“. Um 13 Uhr schickte die Belegschaft des Zentrums für sprachliche Bildung und Leseförderung 1000 Helium-Ballons mit den Aussprüchen aus Ulla Hahns Biografie auf die Reise.

Und wer könnte besser buntes Leben demonstrieren als die Kunstschule: Sie ließ die Besucher den Leitsatz des Festes mit Sprühkreide auf den Boden schreiben: „Monheim ist bunt.“

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