Langenfeld und Monheim unter Wasser

Mehr als 200 vollgelaufene Keller und Garagen: Langenfeld hat gestern eines der schlimmsten Unwetter seit Jahrzehnten erwischt. In Monheim war besonders Baumberg vom Gewitter betroffen.

Langenfeld und Monheim unter Wasser
Foto: Schüller

Langenfeld/Monheim. Kreuz und quer liegen bis zu oberschenkeldicke Schläuche, Pumpen-Generatoren lärmen, in Vorgärten und vor Garagen stapelt sich teils völlig aufgeweichter Hausrat. Die Bewohner des alten Hauses am Rande der Kaisersbusch-Siedlung in Immigrath, am Gelände der alten Weberei, wo sich die Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr und THW konzentrieren, blicken verzweifelt auf die Seenlandschaft, die sich um sie herum gebildet hat, auf ihr Heim mit dem verschlammten Garten und dem verwüsteten Erdgeschoss und Keller. Über ihr Schicksal zu sprechen, darüber ist ihnen in diesem Augenblick nicht zumute. „Sie bangen um ihre Katze“, sagt Stefan Tives, Feuerwehr-Einsatzleiter für diesen Abschnitt, einer von zahlreichen, die an diesem Sonntagmittag über Langenfeld und Monheim verteilt sind. „Hoffentlich“, sagt seine Kollegin, „finden wir die Katze nicht im Keller, hoffentlich ist sie vor dem Wasser rechtzeitig getürmt.“

Langenfeld und Monheim unter Wasser
Foto: Ralph Matzerath

Zum dritten Mal innerhalb von zwei Wochen ist Langenfeld in der Nacht zum Sonntag von einem heftigen Unwetter heimgesucht worden — noch schlimmer als am Freitag vorvergangener Woche und am Dienstag davor. Ab kurz nach Mitternacht hat es rund anderthalb Stunden heftigst gewittert und geschüttet, laut dpa kamen innerhalb einer Stunde bis zu 56 Liter Wasser pro Quadratmeter vom Himmel. In Monheim erwischte es vor allem Baumberg. D „Diesmal war das ganze Langenfelder Stadtgebiet betroffen“, erklärte Feuerwehr-Vizechef Christian Kaese. „Um die Lage zu bewältigen, haben wir Unterstützung von praktisch sämtlichen andere Feuerwehren im Kreis Mettmann erhalten, dazu von THW, DRK und Maltesern, insgesamt weit mehr als 150 Einsatzkräfte.“

Sogar aus Essen kam eine Feuerwehr-Einheit: Sie pumpte mit besonders leistungsvoller Spezialtechnik ein Regenrückhaltebecken in Berghausen ab, das sonst beim nächsten Starkregen überzulaufen drohte. Hier, in der Nachbarschaft der Siedlung Stefenshoven, liefen etliche Keller voll. „So etwas habe ich hier in den letzten 30 Jahren nicht erlebt“, zitiert Stefanie Sandmeier (35) vom Tannenweg einen Nachbarn. Die halbe Nacht und den ganzen Vormittag über haben viele der Stefenshovener vom Hausrat im Keller zu retten versucht, was zu retten war.

Feuerwehr und THW waren laut Kaese unter anderem noch am Berliner Platz und in der Henkelsiedlung im Einsatz, um nur einige der zahlreichen Flutorte zu nennen. Das Wasser drückte oft von unten durch die überlastete Kanalisation in die Keller, lief aber zum Teil auch durch Lichtschächte und Garagenzufahrten von oben hinein. „Auf der Schneiderstraße hob mein Auto regelrecht ab, so überflutet war die Fahrbahn aufgrund der Regenmassen“, berichtet ein Feuerwehrmann von seiner Fahrt mit privatem Pkw zu einem der Einsatzorte.

In der Unterführung Solinger Straße/Hardt soff ein Pkw ab. Auch Baugruben wurden zum Schlammbecken. Personen kamen nach Angaben der Polizei zum Glück nirgendwo zu Schaden.

Am schlimmsten betroffen von den Unwetter-Folgen war abermals der Kaisersbusch. „Bestimmt 1,60 Meter hoch stand das Wasser im Keller“, sagt ein erschöpfter 70-Jähriger, der seit Stunden zugange ist, mit anderen Helfern aus der Nachbarschaft den Hausrat nach draußen zu tragen.

In Monheim erreichten die Feuerwehr allein bis zum Mittag etwa 170 Hilferufe. Hauptsächlich betroffen waren Keller und Garagen, die es leerzupumen galt. Besonders stark betroffen war Baumberg, während der Ortsteil Monheim laut Feuerwehr-Sprecher Torsten Schlender fast unbeschadet davonkam. Im Österreich-Viertel lief unter anderem eine Tiefgarage voll.

Die Solidarität in den betroffenen Nachbarschaften war groß. In Monheim wie in Langenfeld packten viele in anderen Häusern mit an, wenn sie selbst glimpflich davongekommen oder mit ihren eigenen Arbeiten fertig waren. Auch in den digitalen Netzwerken wurde um Hilfe gebeten und angeboten.

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