Kampf gegen die Fahrraddiebe

Eine Codier-Aktion soll Diebstählen vorbeugen. In Monheim ist die Nachfrage groß.

Kampf gegen die Fahrraddiebe
Foto: Ralph Matzerath

Langenfeld/Monheim. Gibt es was umsonst? Das fragt sich beim Anblick der Schlange vor dem Monheimer Rathaus. „Ja“, sagt Kripokommissarin Karin Peglau: „Nummernschilder fürs Fahrrad.“ Nur Aufkleber zwar, ungefähr daumengroß, aber vielleicht erweist sich der eine oder andere schon bald als ungemein wertvoll. Denn mit dem Aufbringen der Plakette, die laut Peglaus Kollege Udo Wilke so schwer abzurubbeln ist wie eine Tüv-Marke am Auto, ist das Fahrrad codiert. „Die Rahmennummer und weitere Merkmale wie Farbe, Marke oder Reifengröße sind dann in einer Datenbank registriert“, erklärt der Mann vom Kommissariat Kriminalprävention/Opferschutz. Damit ist das Fahrrad, sollte es nach einem Diebstahl wieder auftauchen, zweifelsfrei identifizierbar. „Außerdem wirkt der Aufkleber abschreckend auf Diebe“, ist Wilke überzeugt.

Zwei Stunden hat das fünfköpfige Team für die Codieraktion in Monheim eingeplant. Am Ende werden es zweieinhalb Stunden sein. Denn die Schlange wird und wird nicht kürzer. „Mindestens 80 Radler sind es in Monheim eigentlich immer — heute düften es noch gut 20 mehr sein“, sagt Karin Peglau. Ist der Leidensdruck so groß? Die Polizistin versteht die Bemerkung sofort: „Ja, in Monheim werden viele Fahrräder geklaut. Wie überhaupt im Kreissüden, wo viel geradelt wird. Und wie in Ratingen, wo dasselbe gilt: Viele Fahrräder, viele Raddiebstähle.“

Detlef Dominik (67) zum Beispiel weiß ein Lied davon zu singen: Seiner Familie seien bereits mehrere Fahrräder abhanden gekommen, ob am Schulzentrum Berliner Ring oder vor der eigenen Haustür, erzählt der Monheimer. Deshalb sei er, nachdem er von dem Codier-Termin erfahren habe, gleich mit seinem Enkel hierhin: „Bastian hat erst vor ein paar Tagen ein 700-Euro-Mountainbike zum Geburtstag geschenkt bekommen. Jetzt bekommt es so einen Nummernschild-Aufkleber. Sicher ist sicher.“

194 Fahrraddiebstähle wurden im vorigen Jahr in Monheim laut Polizeistatistik angezeigt. Das ist, verglichen mit den Jahren davor, recht wenig. 2014 waren es 324, 2015 insgesamt 203. Einen Trend will Polizeisprecher Ulrich Löhe daraus jedoch nicht gleich herauslesen: „Gerade bei hochwertigen Fahrrädern ist das Bewusstsein für einen guten Diebstahlschutz zwar gewachsen, aber sonst beobachten wir immer noch Nachlässigkeit im Umgang mit dem eigenen Fahrrad. Wie sonst ist zu erklären, dass bei Versteigerungen der Fundbüros so viele brauchbare Exemplare unter den Hammer kommen? Die standen doch mindestens ein halbes Jahr im Fundbüro herum, ohne dass sich der Eigentümer gemeldet hätte.“

Andere Faktoren wie das Wetter oder Beutezüge einzelner Diebesbanden schlagen laut Löhe in der Diebstahlstatistik so stark zu Buche, dass die Zahlenkurven der Städte mal hoch- und mal runtergehen. „Die Bedeutung des Wetters zeigt sich auch an der ,Diebstahl-Saison’: Im Sommer, wenn mehr gefahren wird, werden auch mehr Fahrräder gestohlen.“ Eine Ausnahme seien die S-Bahnhöfe: „Die sind das ganze Jahr über ein Diebstahl-Schwerpunkt.“ Pendler sollten ihr Rad deshalb besonders gut sichern.

In Langenfeld mit seinen zwei S-Bahnhöfen wurden im vergangenen Jahr 380 Diebstähle angezeigt, sechs Prozent mehr als 2014 (359) und 2015 (358). Erschütternd gering ist die Aufklärungsquote. In Langenfeld lag sie 2016 bei sieben, in Monheim bei nicht mal fünf Prozent. Ein Grund ist nach Überzeugung von Löhe die mangelnde Identifizierbarkeit vieler gestohlener Räder: „Es gibt Eigentümer, die können gerade mal die Farbe nennen. Bei der Marke hört es dann schon auf.“ Um so wichtiger sei ein Fahrradpass, in dem die wichtigsten Merkmale dokumentiert sind, ein Foto von dem Rad und der Kaufnachweis. Noch besser sei die Codierung: „Dann ist es registriert und leicht identifizierbar.“

Manchmal fällt die Diebesbeute sogar bei Codieraktionen auf. „Bei einem unserer letzten Termine in Monheim stellte sich heraus, dass eines der Räder gestohlen war“, erzählt Karin Peglau: „Der aktuelle Besitzer hatte es gebraucht in Neuss gekauft.“ Bitter für ihn: Hehlerware wird eingezogen, eine Entschädigung für den Käufer gibt es nicht.

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