Gerhard Witte: "Die Stadt muss ihr Profil behalten"

Langenfeld. Gerhard Witte, Vorsitzender des Industrievereins, spricht im WZ-Interview über die Veränderungen in der Stadt im Jahr 2013 und ihre möglichen Auswirkungen.

Die Abschaffung des kostenfreien Parkens, die neue Umweltzone, die Erhöhung der Grundsteuer B — 2013 kommen viele Veränderungen auf Langenfeld zu. Welche ist aus Ihrer Sicht die einschneidendste?

Gerhard Witte: Ich finde es sehr schade, dass die Stadt das kostenfreie Parken abschaffen wird. Das ist Langenfelds Alleinstellungsmerkmal — so wie die Schuldenfreiheit. Die Abschaffung wird sich negativ auf die Gesamtstimmung auswirken. Damit verliert die Stadt an Profil.

Aber der Bürgermeister sagt, um das Alleinstellungsmerksmal der Schuldenfreiheit zu wahren, muss gespart werden — auch beim Parken. . .

Witte: Monheim beispielsweise hat sich mit der Senkung von Steuern attraktiver gemacht. Auch wir sollten eher die Ausgabenseite kontrollieren, als über die Anhebung von Steuern nachdenken.

Aber die Abschaffung des Parkens betrifft doch auch die Ausgabenseite. . .

Witte: Ist das wirklich eine hohe Ausgabenlast? Ich denke nicht. Ich sehe es eher als positives Marketinginstrument, das auf viele Faktoren Einfluss nimmt: Die Kaufkraft und die Attraktivität der Stadt. Es sollte an anderer Stelle gespart werden.

An welcher denn?

Witte: Beim Bau von Kitas und Schulen kann sicherlich eine Menge Geld gespart werden.

Sie reden von dem Neubau der Gesamtschule?

Witte: Ja. Wenn ich den Zahlen, die zurzeit in der Stadt kursieren, Glauben schenken darf, dann sprengen die Kosten für den Neubau wirklich den Rahmen. Meiner Meinung nach könnte viel günstiger gebaut werden — und vielleicht sogar eine Million gespart werden. Dann könnte man auch das kostenfreie Parken wieder möglich machen.

Gespart werden soll auch, um die Weichen für eine Senkung der Gewerbesteuer zu stellen. 2014 soll die Stadt in der Lage sein, mit Monheim gleichzuziehen. Was halten Sie davon?

Witte: Ich halte eine niedrige Gewerbesteuer für einen Anreiz, um Unternehmen in die Stadt zu bringen. Als wir die Gewerbesteuer auf 360 Punkte gesenkt hatten, kamen viele unserer heutigen Blockbuster nur deshalb nach Langenfeld. Sie haben bei uns Räume gemietet und könnten ohne viel Aufwand auch wieder umziehen. Da müssen wir Anreize bieten, dass sie gar nicht erst auf die Idee kommen.

SPD und Grüne sagen, die Stadt dürfe sich nicht auf diesen „Rüstungskampf“ einlassen. Das wäre der falsche Weg. . .

Witte: Das ist ein Wettbewerb, dem sich Langenfeld stellen muss. Und der ist auch durchaus gesund.

Thema Umweltzone — was kommt da auf die Unternehmen zu?

Witte: Ich persönlich halte die Umweltzone für absoluten Quatsch — sie ist nicht die Lösung der Probleme. Der Stadt Langenfeld kann aber kein Vorwurf gemacht werden, weil sie wohl keine Alternative hatte. Nun müssen wir sehen, was passiert: Wie stark kontrolliert wird, ob das Verbot umgangen oder ob es Verdrängungsverkehr geben wird. Das Ganze ist schwer vorherzusehen.

Ein Thema, das den Industrieverein nun schon seit Jahren beschäftigt, ist das Glasfasernetz für eine schnelle Internetverbindung aller Haushalte. Wie geht es da weiter?

Witte: Es gibt mittlerweile Signale, dass die Stadt nachdenkt, eine entsprechende Infrastruktur zu unterstützen. Gespräche dazu laufen. Mehr kann ich dazu noch nicht sagen.

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