Gemeinsam speisen wie zu Martin Luthers Zeiten

Unter dem Motto „Luther-Futter — Essen wie zu Luthers Zeiten“ lud der Arbeitskreis Ökumene in Richrath zum Mehrgang-Menü im Renaissance-Stil ein.

Gemeinsam speisen wie zu Martin Luthers Zeiten
Foto: Matzerath

Langenfeld. Während Pfarrvikar Gerhard Trimborn eifrig Möhren raspelt, schneidet Nebenmann Jürgen Peters ein großes Stück Fleisch für den herzhaften Schmortopf in Scheiben. Der Duft frischer Kräuter, von Thymian über Rosmarin bis zu Salbei, erfüllt die kleine Küche im Gemeindehaus der Langenfelder Lukaskirche. „Die habe ich aus unserem Garten mitgebracht“, verrät Peters’ Ehefrau Danuta.

Das gesellige Kochen in der Gruppe — in diesen Zeiten ohnehin groß in Mode — hat offenbar längst auch das kirchliche Leben erfasst. Und welch treffendere Anlässe könnte es schließlich geben, als ein Jubiläum, in dessen Mittelpunkt ein Mann steht, dem die Nachwelt legendäre Sätze wie „Warum rülpset und furzet Ihr nicht, hat es Euch nicht geschmecket?“ oder „Das ist ein gemarteter Mann, dessen Weib nichts weiß von der Küche“ in den Mund gelegt hat?

Der Arbeitskreis Ökumene in Richrath hat Gäste aller Konfessionen zum gemeinsamen „Essen wie zu Luthers Zeiten“ eingeladen — und sich einige authentische Rezepte ausgewählt. „Wir haben uns gemeinsam überlegt, was wir im Jahr des Reformationsjubiläums machen können“, erklärt Katholik Gerhard Trimborn.

Silke Wipperfürth, Pfarrerin

Neben der Spüle liegen unterdessen die Rezepte für die Gaumenfreuden, „die wir jetzt zum ersten Mal zubereiten“, wie Pfarrerin Silke Wipperfürth von der evangelischen Lukaskirchengemeinde zugibt: Dazu gehört zum Beispiel eine Lombardische Suppe mit den Zutaten Karotten, Butter, Fleischbrühe, Emmentaler, Eigelb und Traubensaft sowie den Gewürzen Thymian, Nelke, Zimt, Safran und Muskat. Bartolomeo Scappi, einer der „Starköche“ der Renaissance, hatte sie einst kreiert und unter anderem für Papst Pius V. zubereitet. Auch im Hause Martin Luthers soll die aromatische Suppe zu besonderen Anlässen hoch im Kurs gestanden haben.

„Luther hatte oft Besuch von Gästen“, erklärt Silke Wipperfürth. Die habe Katharina von Bora, Ehefrau des berühmten Theologen, bewirtet. Neben dem Schmortopf und einer Hähnchenpastete bereitet die Handvoll freiwilliger Köche im Gemeindehaus auch Käsebällchen mit Semmelbröseln und feine Mandeltörtchen für die Gäste zu — alles nach Vorgaben aus dem 15. und 16. Jahrhundert. „Damals waren so kurz nach der Entdeckung Amerikas natürlich noch keine Kartoffeln dabei“, sagt Wipperfürth.

Auf den Aufwand, die Tische mit historischen Bechern, Tellern und Besteck zu decken und in historischen Kostümen vor die Gäste zu treten, verzichten die Mitglieder des Ökumenekreises schließlich. Doch eines darf zum Jubiläum natürlich auf gar keinen Fall fehlen: der Gerstensaft. Denn auch wenn über die zahlreichen kulinarischen Vorlieben Luthers der Schleier der Geschichte liegt — zumindest eines ist sehr wohl überliefert, wie Silke Wipperfürth verdeutlicht: „Auf Reisen hat er seiner Ehefrau geschrieben, dass er das von ihr selbst gebraute Bier vermisste.“

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