Evangelische Kirche steht in Langenfeld vor dem Umbruch

Die Gebäudestrukturreform hat immense Folgen. Ein Multifunktionssaal ersetzt in der Stadtmitte Kirche und Gemeindezentrum.

Langenfeld. Kleiner, aber feiner, an der Hardt sogar größer — so sollen die Hauptstandorte der Evangelischen Kirche in Langenfeld am Ende dieses Jahrzehnts gestaltet sein. Den größten Einschnitt — die Schrumpfung einer Kirche samt Gemeindezentrum zu einem „multifunktionalem Sakralraum“ (etwa 160 Quadratmeter) — wird es in der Stadtmitte an der Stettiner Straße (Johanneskirche) geben. Deutlich kleiner als der bisherige Bau soll auch das neue Gemeindehaus in Richrath werden (bei Erhalt der Lukaskirche), größer hingegen das Zentrum an der Hardt (Erlöserkirche), während der Standort Reusrath (Martin-Luther-Kirche) von den Plänen unberührt bleibt. Weitere Details zu der „Gebäudestrukturreform“ gab das Presbyterium jetzt auf einer Versammlung der Gemeinde bekannt.

Grund für den Umbau sind die sinkenden Kirchensteuereinnahmen. Laut Mittelfrist-Prognose jährlich knapp zwei Prozent weniger Gemeindemitlieder (derzeit knapp 15 000) bedeuten weniger Geld. Schatzmeisterin Karin Seitz schätzt das jährliche Defizit der Langenfelder Gemeinde auf etwa 700 000 Euro — bei Einnahmen von rund vier Millionen Euro (Steuern und Zuschüsse). In ihrem Bericht führte Seitz den etwa 160 Anwesenden im Richrather Gemeindezentrum die Notwendigkeit von Gebäudesanierungen und -veräußerungen vor Augen. Ingenieur Wolf R. Schlünz, Experte für die Projektsteuerung kirchlicher Bauvorhaben aus Bonn, stellte Einzelheiten vor.

In Richrath will die Gemeinde im Umfeld der Lukaskirche durch Wohnbebauung zu Mieteinnahmen kommen. Auf dem freiwerdenden Teil des Gemeindehaus-Grundstücks soll ein Haus für betreutes Wohnen entstehen, anstelle der beiden maroden Pfarrhäuser weitere Wohnbebauung. Das unter Denkmalsschutz stehende Jugendhaus „Alte Schule“ bleibt erhalten.

Friedrich W. Frank, Vorsitzender des Presbyteriums

An der Erlöserkirche wird das Gemeindehaus ebenfalls saniert, dort wird das bisherige Gemeindebüro integriert. Der Umzug der Gemeindeverwaltung nach Burscheid (Kirchenkreis-Ebene) ermöglicht eine Vergrößerung durch Einbeziehung des alten Gemeindeamts.

An der Stettiner Straße soll das gesamte Kirchengrundstück an einen „kirchennahen Investor“ für Wohnbebauung verkauft werden. Erste Gespräche mit dem städtischen Planungsamt und Architekten stehen bevor. Um gemeindliche Aktivitäten auch in der Stadtmitte zu ermöglichen, möchte die Kirche einen Multifunktionssaal in dem Neubau anmieten.

In der Gemeindeversammlung wurde am geplanten Aus für die citynahe Johanneskirche erneut Kritik laut: „Auf dem Weg an die Hardt wird viel Engagement verloren gehen“, hieß es, und drastischer: Dann könne man das Gemeindeleben auf dem Friedhof an der Hardt „gleich mit beerdigen“. Unter Hinweis auf frühere Grundstücksverkäufe in Wiescheid forderte ein Gemeindemitglied, bei den bevorstehenden Veräußerungen zumindest marktgerechte Preise zu erzielen.

Der Presbyteriumsvorsitzende Friedrich W. Frank spricht von „schmerzhaften Einschnitten“, betont aber zugleich: „Es entsteht ja auch Neues, Modernes. Und dieses Neue wird mit dadurch finanziert, dass wir einen Teil des Alten aufgeben.“

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