Demografiekonzept 2002-2030: Stadt Langenfeld wächst wieder

Marion Prell, Vizechefin im Rathaus, legt eine Zwischenbilanz vor.

Langenfeld. Bevölkerungsentwicklung ist nichts für Ungeduldige. Als Marion Prell vor 14 Jahren das erste „Demografiekonzept“ für Langenfeld entwarf, blickte sie bis ins Jahr 2030. „Dann werde ich selbst schon pensioniert sein“, sagt die Vizechefin im Rathaus. Mit 68 wird Prell dann indes längst nicht zu den wirklich alten Langenfeldern zählen. Denn schon jetzt haben fast 10 000 die 70 überschritten, 2030 dürften es noch einmal mindestens 1000 mehr sein. Langenfelds Bevölkerung — so zeigt Prells Halbzeit-Bilanz zum Konzept 2002/2030 — altert noch stärker, als seinerzeit vorhergesagt. Aber: Sie schrumpft weniger stark, als befürchtet — im Gegenteil.

Ohne Gegensteuerung — so lautete 2002 die pessimistischen Prognose aufgrund von Daten der Landesstatistiker von IT.NRW — werde die Bevölkerung bis 2030 um mehr als 7000 Menschen schrumpfen. Damals einigte sich der Stadtrat auf das Ziel „Jährlich 200 mehr Zuzüge als Wegzüge“, um den Überhang von Sterbefällen gegenüber Geburten zum Teil auszugleichen.

Für die seither 16 Jahre beträgt die Differenz zwischen Sterbefällen und Geburten nach Prells aktuellen Berechnungen etwa 1350 mehr Sterbefälle. Das erscheint wenig angesichts der prognostizierten minus 7100 Langenfelder bis 2030. Allerdings nimmt der Sterbefall-Überhang ja erst noch Fahrt auf.

Obwohl seit Jahren mehr Langenfelder sterben, als geboren werden, hatte die Stadt Ende vorigen Jahres 837 Einwohner mehr als 2002. Das ist selbst unter Berücksichtigung des starken Anstiegs der Asylbewerberzahlen (aktuell 863) mindestens eine Stabilisierung der Bevölkerungszahl. Ende 2015 betrug sie 59 688.

Prell hat die Prognosezahlen für 2030 und die Halbzeitbilanz auch in Altersgruppen aufgedröselt. Der Vergleich zeigt: „Der Rückgang der jüngeren Bevölkerung ist deutlicher ausgefallen, als man nach der Berechnung für 2030 erwarten durfte.“ Hingegen sieht es bei den 75- bis 85-Jährigen zum Beispiel so aus: Schon jetzt leben mehr aus dieser Altersklasse in Langenfeld, als 2002 erst für 2030 prognostiziert.

Was hatte und hat Langenfeld der weiter drohenden Schrumpfung entgegenzusetzen? Prell nennt zuerst eine aktive Ansiedlungspolitik. Seit 2002 sei der Bau von durchschnittlich rund 160 Wohnungen pro Jahr beantragt worden. „Langenfeld ist ein attraktiver Wohnort“ in der Boomregion Düsseldorf/Köln — auch wegen der „weichen Faktoren“ wie Kulturangebot, Sport oder Vereinsleben.

Um den „demografischen Wandel“ zu meistern, hat die Stadt seit 2002 viel in die Wege geleitet, wie Ausbau der Kinderbetreuung in Kitas und Grundschulen, das Netzwerk Demenz oder Nachbarschafts-Netzwerke. Konsens herrscht im Rat darüber, welche Zielgruppe die Stadt in der zweiten Halbzeit bis 2030 verstärkt in den Blick zu nehmen hat: „Junge Familien gewinnen, das ist ein Schwerpunkt, an dem wir weiter arbeiten sollten“, sagt CDU-Ratsfrau Hiltrud Markett. Aber auch eine der Konfliktlinien wurde im Sozialausschuss bei der Aussprache über die Zwischenbilanz deutlich: „Wir müssen junge Familien gewinnen — aber ohne alles mit Häusern vollzubauen“, sagte SPD-Ratsherr Stephan Lauber.

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