Das Aus für die integrativen Kita-Gruppen

Das Finanzierungssystem für die Förderung von behinderten Kindern wird umgestellt. Eine Kooperation mit Praxen ist aber möglich.

Das Aus für die integrativen Kita-Gruppen
Foto: Ralph Matzerath

Monheim. Die Stadt Monheim überträgt der evangelischen Kirche die Trägerschaft für die neue Kindertagesstätte am Mona Mare. Damit will sie ihr auch ermöglichen, ihre festangestellten Therapeuten weiter zu beschäftigen. Denn zum Kindergartenjahr 2016/17 wird das Finanzierungssystem für die Förderung von behinderten Kindern in Kitas umgestellt, erklärt Simone Feldmann, Bereichsleiterin Kinder, Jugend und Familie. Das Land wolle im Zuge der inklusiven Öffnung aller Kindergärten die integrativen Gruppen abschaffen. Bisher hatte der Landschaftsverband Rheinland (LVR) auf freiwilliger Basis die Kosten in den Einrichtungen finanziert.

Doch dank der Heilmittelrichtlinie vom Juli 2011 ist es möglich, die Krankenkassen an diesen Kosten für außerhalb von Praxen erbrachten Leistungen zu beteiligen. Deshalb will der LVR künftig dazu übergehen, den Trägern eine Kindpauschale von 5000 Euro pro Kind mit Behinderung auszuzahlen. „Wir als ,Stadt für alle’ wollen diese kindbezogene Förderung unterstützen und stimmen deshalb der nötigen Platzreduzierung in den Gruppen zu“, sagt Gerlinde Knisel-Scheuring, Abteilungsleiterin Frühkindliche Bildung der Stadt.

Das sei die Voraussetzung dafür, den sogenannten FInK-Antrag (Förderung der Inklusion in Kitas) stellen zu können. Immerhin gibt es für Kinder mit Behinderung auch eine 3,5-fache Kibiz-Pauschale. Therapeutische Leistungen in den Kitas dürfen künftig nur noch auf Rezept erbracht werden, erklärt Knisel-Scheuring. Das heißt: Die Einrichtungen müssen mit örtlichen Praxen für Physiotherapie, Motopädie und Logopädie kooperieren.

Die FInK-Pauschale soll es den Trägern aber auch ermöglichen, eigene Leistungen einzukaufen. „Für die Eltern hat das den Vorteil, dass die Therapien weiterhin in den Kitas stattfinden“, sagt Knisel-Schering. Das Problem: Die Eltern müssen sich künftig selber um die Rezepte kümmern — und die Ärzte müssen mitspielen. Das Modell der eigenen Therapeuten habe den Vorteil gehabt, dass auch „Grenzkinder“ ohne anerkannte Behinderung in den Genuss von Therapien kamen, so die Sozialpädagogin.

„Wir sind daher bemüht, unsere therapeutischen Kräfte zu halten. Aber sie müssen dann eine zusätzliche Ausbildung zum Erzieher absolvieren“, sagt Christa Werner-Pfeifer. Die Kita-Leiterin fürchtet jetzt einen „großen qualitativen Verlust“: Statt zweimal bekämen die Kinder jetzt nur noch einmal wöchentlich eine Therapie. Bisher konnte die Therapie flexibel in den Alltag integriert werden; und die Erzieherinnen konnten die Übungen ins Spiel einbauen. Jetzt gelten feste Termine. Es sei schon jetzt erkennbar, dass es mit den Anschlussrezepten hake. Im Grunde sei die neue Finanzierung „ein Sparmodell“.

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