Chagall im Kulturellen Forum

In Langenfeld sind ab dem 18. Februar „Späte Werke“ — Bibelbilder, Liebespaare, der Paris-Zyklus — des russischen Malers zu sehen.

Langenfeld. Die eleganten Hüte sind noch nicht ganz verschwunden, doch der Blick des Kulturellen Forums geht schon in eine neue Richtung: Zum Wochenende erreichen Bilder von Marc Chagall das Museum. Vom 19. Februar bis zum 17. April sind Chagalls späten Werke in Langenfeld zu sehen.

„Wir freuen uns auf die Ausstellung“, sagt Anne Graw-Lipfert, Leiterin des Kulturellen Forums. Über 1000 Besucher hatten die Hutausstellung im Freiherr-vom-Stein-Haus gesehen, die Chagall-Ausstellung wird wohl ein noch stärkerer Magnet werden. „Wir versuchen, die Werke international anerkannter Künstler nach Langenfeld zu holen“, sagen Graw-Lipfert und Mitarbeiterin Margaretha Waßmer.

Die Kunsthistorikerin Iris Traudisch hat sie dabei unterstützt. Im Vordergrund der Ausstellung stehen Bilder zur Bibel. „Es ist die reichste poetische Quelle aller Zeiten“, hat Chagall gesagt. Seit seiner frühesten Jugend habe ihn die Bibel in seinen Bann gezogen.

Der 1887 in russischen Witebsk geborene Chagall wuchs als ältestes von neun Kindern einer jüdischen Familie in ärmlichen Verhältnissen auf. Juden waren im zaristischen Russland nur geduldet. Die meisten gehörten der Glaubensbewegung des Chassidismus an. Sie ging davon aus, dass unter ärmlichen Bedingungen das Glück der Gottesbewegung wartet. So entstanden Bilder mit großer Farbintensität, mit überraschenden Details.

Der Jude Chagall hat Szenen aus dem Alten Testament der Bibel dargestellt. Moses spielt eine große Rolle. Diese Bilder entstanden in den 1950er- und 1960er- Jahren, sie werden dem späten Werk des Künstlers zugeordnet.

Chagall, der schon mit 27 Jahren eine Ausstellung in Berlin hatte, die ihn in ganz Europa bekannt machte, musste im Ersten Weltkrieg nach Russland zurück. Seine Werke, die er einem Berliner Galeristen übergab, waren nach seiner Rückkehr längst verkauft. Chagall malte sie erneut. 1941 musste er in die USA emigrieren. Aus der Ferne erlebte er, wie nahezu das gesamte Ostjudentum unterging, Freunde getötet und seine Heimat zerstört wurde.

Als er 1947 nach Frankreich zurückkehrte, hatte er die Vision, die Bibel zu malen Er war davon überzeugt, dass so viel Grausamkeit nur Menschen begehen konnten, die die Bibel nicht kannten. Er schuf Ölgemälde, Radierungen und Lithografien biblischer Themen, aber auch einen Paris-Zyklus und Kirchenfenster.

Viele seiner Bilder hat Chagall zu verschiedenen Zeiten gemalt. Das Bild vom Dornenbusch gibt es in überwiegend gelben, ein anderes in blauen Farben. Beim Bild „Brennender Dornenbusch“ wird Moses mit Hörnern dargestellt. Kam Mose nach einer Zusammenkunft mit Gott zu seinem Volk zurück, war sein Gesucht umstrahlt. Im Hebräischen gab es dafür keinen Ausdruck. Letztlich wurde aus dem strahlenden Gesicht ein Antlitz mit Hörnern.

„In Langenfeld stellen wir Werke in verschiedenen Techniken zu einem Thema gegenüber“, sagt Graw-Lipfert. Radierungen, Aquarelle und Lithografien, das mache den Reiz der Ausstellung aus. Chagall sei ein Künstler, der Jung und Alt bewege. Schon jetzt gäbe es Voranfragen, auch aus Düsseldorf und Köln.

Neben den biblischen Szenen und dem Paris-Zyklus gibt es viele Szenen mit Liebespaaren, die sich eng umschlugen halten. Engel hat Chagall oft gemalt, auch den Eiffelturm, der gar in Bildern auftaucht, in denen Paris keine Rolle spielt. Das Pariser Wahrzeichen steht unvermittelt inmitten eines ärmlichen russischen Holzhüttendorfes, über dem bunte Blumensträuße schweben.

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