Buch über Fernbeziehung: „Du, Schatz, ich muss weg“

Die Langenfelderin Katja von Eysmondt hat in einem Buch ihre Erfahrungen in einer Fernbeziehung verarbeitet.

Langenfeld. Katja von Eysmondt lag entspannt auf dem Sofa, während ihr Mann in der Küche mit dem Geschirr klapperte. „Du, Schatz, die wollen, dass ich nach Amerika gehe“, hörte die 46-Jährige ihn sagen.

Für die zweifache Mutter stand sofort fest: Sie und die Kinder würden ihre gewohnte Umgebung in Langenfeld nicht verlassen. „Gleichzeitig wollte ich meinem Mann diese berufliche Chance auf keinen Fall verbauen“, sagt von Eysmondt.

15 Monate standen der vierköpfigen Familie bevor, in denen sie die meiste Zeit getrennt sein würde. „Ich hatte so viel Wirr-warr in meinem Kopf, so viele Gefühle überkamen mich. Gerade in der Trennungs- und Abschiedsphase“, sagt von Eysmondt. Der selbstständigen Englischlehrerin half es, ihre Gedanken zu Papier zu bringen.

Es entstand ein Buch über ihre Erfahrungen in einer Fernbeziehung. Über die Momente, in denen sich die Familie daheim in Langenfeld im Stich gelassen, sich die 46-Jährige überfordert und einsam fühlte.

Das Buch erzählt aber auch davon, wie diese Situationen gemeistert werden konnte und das „Abenteuer auf Zeit“ das Familien- und Paarleben positiv veränderte. „Während mein Mann im Ausland in seiner Freizeit seiner Leidenschaft fürs Motorradfahren nachgehen konnte, machte ich viel Sport und traf mich mit Freundinnen“, sagt von Eysmondt.

Zeit, die sie beide sonst nicht gehabt hätten. „Es ist wichtig, sein Ich zu bewahren und in dieser Zeit zu pflegen. Das Wir sollte man aber auf keinen Fall aus den Augen verlieren. Sonst wird es schwierig“, sagt von Eysmondt.

Das Buch entwickelte sich dank eines Schreibcoaches zum Ratgeber. „Hinter jedem Kapitel habe ich einen Tipp geschrieben, welche Lehre ich aus der Situation ziehe.“ Das Nachwort steuerte der Fernbeziehungs-Experte Peter Wendl bei.

„Das Schreiben war für mich völliges Neuland“, sagt von Eysmondt. „All das, was ich in Tagebuch-Form geschrieben habe, wurde mit dem Schreibcoach noch einmal bearbeitet.“

Ein Prozess, der zwei Jahre dauerte. Ein weiteres Jahr verging, ehe die Langenfelderin einen Verlag fand, der ihr Buch veröffentlichen wollte. In Hamburg hatte sie schließlich Glück. „Dort war man interessiert. Das Thema sei sehr aktuell. Fast jedes achte Paar führe eine Fernbeziehung“, sagt die 46-Jährige.

Der Verlag war sicher: Das Buch der Langenfelderin unterscheide sich in wichtigen Punkten von anderen Ratgebern zu dem Thema: „Ich habe meine persönlichen Erfahrungen verarbeitet — es werden also keine abstrakten Beispiele geschildert“, sagt von Eysmondt. Außerdem habe es noch kein Buch gegeben, das eine Fernbeziehung innerhalb einer Familie dokumentiert.

„Es ist noch einmal etwas ganz anderes, wenn Kinder da sind“, sagt sie. Ihre Tochter Carla, heute 13 Jahre alt, litt zeitweise sehr unter der Trennung, vermisste ihren Vater bei Schulveranstaltungen und -aufführungen. „Da kommen auch immer wieder Zweifel auf, ob man das Ganze durchsteht.“

Die von Eysmondts haben es durchgestanden. „Die letzten Monate waren die schwierigsten“, sagt die Autorin. Und auch die Zeit nach der Rückkehr war eine Herausforderung. „Mein Mann musste sich in dem Dreier-Gefüge zu Hause wieder zurecht finden, ich musste ihm diesen Platz gewähren.“

Die Familie musste sich zusammenraufen — und ist froh, das Abenteuer gut überstanden zu haben. „Wir haben uns neu kennengelernt. Das ist sehr spannend.“ Und noch etwas Gutes hatte die Fernbeziehung — im Hause von Eysmondt lebt heute eine Autorin, die bereits mit dem Gedanken spielt, ein weiteres Buch zu schreiben.

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