Beisetzung: Der Trend geht zur ewigen Ruhe in der „Toten-WG“

Neben Gräbern werden Urnenwände immer beliebter für die Grabgefäße.

Langenfeld. Kosten, Pflege- und Transportaufwand — auf welche Art ein Verstorbener bestattet wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die vor etwa knapp zehn Jahren für eine Trendwende gesorgt haben. Jetzt ist die Urnenbeisetzung anstatt der Erdbestattung die am häufigsten gewählte Bestattungsart. „Gefragt sind dabei alle Arten, sei es im Kolumbarium, im Urnenwahlgrab oder im Urnenreihengrab. Zwei Drittel aller Bestattungen sind heute Urnenbeisetzungen“, erklärt Angela Schiller-Meyer, Pfarrerin und Vorsitzende vom „Arbeitskreis Friedhof“ der Evangelischen Kirchengemeinde Langenfeld, die veränderte Situation.

Besonders gut wurden die Kolumbarien angenommen, die auf den Friedhöfen an der Erlöserkirche in Immigrath sowie der Martin-Luther-Kirche in Reusrath im Jahr 2008 in Gebrauch genommen wurden. Kolumbarien sind Kammern in Urnenwänden, die für eine bestimmte Zeit vergeben werden und in denen maximal zwei Urnen stehen. „Die Friedhofskultur hat sich in Deutschland stark verändert. Zu den Veränderungen tragen die größere Mobilität der Gesellschaft sowie Kosten und Pflegeintensität von Gräbern bei“, sagt Schiller-Meyer. So sei es nicht mehr die Regel, dass eine Familie über Generationen am gleichen Ort lebt — der Pflegeaufwand für ein Grab steige erheblich, wenn dafür eine weite Anreise erforderlich ist. Aber nicht nur rationale, auch emotionale Gründe seien es, die dazu geführt hätten. „Viele Menschen fürchten den Erdkontakt nach dem Tod. Die Vorstellung von Verwesung und Würmern löst bei ihnen Ängste aus, daher bevorzugen sie die Verbrennung“, erklärt Schiller-Meyer.

Vor diesem Hintergrund sind neben der Beisetzung im Kolumbarium auch andere pflegearme Urnengräber eine oft genutzte Alternative. Dabei darf in einem Reihengrab nur eine Urne beigesetzt werden und die Nutzung kann nicht verlängert werden, während in einer Urnenwahlgrabstätte bis zu vier Urnen beigesetzt werden können. „Diese Art ist auch sehr platzsparend. Es handelt sich hierbei um eine Art Toten-WG“, sagt Schiller-Meyer.

Zudem bietet die Kirchengemeinde eine Dauerpflege für Reihengräber an, wobei eine Urne auf einer schlichten Rasenfläche beigesetzt wird. „Bei der Rasenbestattung kann nur anhand unserer Unterlagen nachvollzogen werden, wo eine Urne genau beigesetzt wurde“, sagt der Leiter des Friedhofsamtes Christian Heichel.

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