Alte Schule: Liebe zur stabilen Bruchbude

Das evangelische Jugendhaus „Alte Schule“ in Richrath hat allerhand zu bieten — und das in einer ganz besonderen Atmosphäre.

Langenfeld. In Richrath befindet sich ein richtiges „Schätzchen“. Das evangelische Jugendhaus „Alte Schule“ an der Kaiserstraße 2a vermittelt den jugendlichen Besuchern ein ganz besonderes Gefühl. Seit dem vergangenen Jahr beschäftigen sich Leiterin Annette Wittelsbürger, die Ehrenamtler sowie die jungen Besucher der Einrichtung mit dem Projekt „Erzähl mal, Altes Haus“ und gehen auf Spurensuche in der Vergangenheit.

Um in den Unterrichtsalltag von früher hereinzuschnuppern, besuchte eine Gruppe das Schulmuseum in Bergisch-Gladbach. Im Haus selbst gab es außerdem Gespräche mit Zeitzeugen oder Märchen-Erzählrunden über alte Häuser.

Erbaut wurde das Haus 1925 als Volksschule. Bis zu acht Klassen wurden gleichzeitig im einzigen Klassenraum unterrichtet. Direkt an den Unterrichtsraum angeschlossen befand sich die Lehrerwohnung. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen immer mehr evangelische Kinder nach Richrath, so dass der Unterricht auf Vormittag und Nachmittag aufgeteilt werden musste. 1952 konnte das aus allen Nähten platzende Haus endlich durch den Neubau der Grundschule am Zehntenweg entlastet werden.

Bis in die 1970er-Jahre wurde im alten Bau noch weiter unterrichtet. Der damalige pensionierte Hauptlehrer hatte im Gebäude Wohnrecht auf Lebenszeit. Als er jedoch bald darauf starb, wurde die Schule als Jugendhaus genutzt.

Pfarrer Uwe Schmidtmann machte sich Anfang der 1980er- Jahre für den Erhalt und Umbau des alten Gebäudes stark. Durch die Hilfe vieler konnte 1984 das „neue“ Jugendhaus „Alte Schule“ eröffnet werden. Violett angestrichen und noch immer in alter Struktur, mit knarrenden Holzdielen und hellhörigen Wänden steht das Haus bis heute hinter der Lukaskirche wie ein Artefakt aus vergangenen Zeiten.

Luise Pawlowsky, Jugendbildungsreferentin am Hackhauser Hof in Solingen, hielt im Rahmen der Projektreihe „erzähl mal, Altes Haus“ einen Vortrag zu der Geschichte und dem speziellen Charme der Jugendeinrichtung. Die Alte Schule sei ein „Du-Darfst-Haus“, wo die Uhren etwas anders gehen. Ein Bildungshaus, wo sowohl soziale als auch motorische Fähigkeiten vermittelt werden. Wo jeder kreativ und ganz er selbst sein kann. Und das alles in einem sehr charismatischen Haus.

Es gibt eine Küche, einen Werkraum, ein gemütliches Kissenzimmer und ein Chill-Café, an die Bedürfnisse der Jugendlichen angepasst. Kinder und Jugendliche sind immer eingeladen, im Haus vorbeizuschauen.

So kann man sich zum Beispiel um die hauseigenen Meerschweinchen und Hühner kümmern. Oder einfach nur seine Freunde treffen. Es gibt dort nicht sehr viel, im modernen Sinne, aber doch alles, was man braucht. Eine „stabile Bruchbude“, wie Luise Pawlowsky das Haus liebevoll nennt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort