Alltags-Nachhilfe für Hund und Herrchen

Hundesportlerin Petra Fischer trainiert wöchentlich mit den Teilnehmern der Hundeschule des Schäferhundevereins in Monheim.

Monheim. „Henry“, der acht Jahre alte, graue Riesenschnauzer kommt mit Frauchen heute das erste Mal in die Hundeschule am Rheindeich. Renate Turic hofft auf Rat und Hilfe. Hundesportlerin Petra Fischer erkennt das Problem auf Anhieb. „Renate geht nicht mit „Henry“, sondern der 45 Kilogramm schwere Rüde bestimmt, wo es langgeht. „Er zieht mich oft wie einen Lenkdrachen hinter sich her“, bestätigt die Seniorin.

„Lotte“, drei Jahre alter Schweizer Sennhund, ist regelmäßiger Besucher des wöchentlichen Treffens beim Schäferhundeverein Monheim. Ihr Herrchen Uwe Reiter versucht, durch einfaches Üben von Alltagssituationen seiner Hündin über ein traumatisches Lärmerlebnis hinwegzuhelfen. „Sie haute einfach ab, wollte immer nur noch weg“.

Martina Häger, ebenfalls Neuling in der Runde, spürte, dass ihr „Dusty“, ein acht Jahre alter Jack-Russel, „Nachhilfe“ braucht, und jetzt hat sie endlich Zeit, sich zu kümmern. „Besser spät als nie“, lautet ihre Devise.

Grundsätzlich kann jeder Hund (noch) lernen, aber — plädiert Petra Fischer für die tierische Früherziehung — „in den ersten zwölf Monaten zu lernen ist leichter, als alternativ zwölf Jahre Erziehungsarbeit leisten zu müssen“. Wie oft und lange die Hundeschule besucht werden sollte, hängt von vielen Faktoren ab. Es gibt Menschen und Tiere, die auch ohne diese Hilfe perfekt zusammen arbeiten und- so die Gesetzesvorgabe — so geführt, gehalten und beaufsichtigt werden, „dass von ihnen keine Gefahr für Leben oder Gesundheit von Menschen oder Tieren ausgeht.“. Wenn ein Hund fremde Personen anspringt, auf andere Hunde ängstlich oder aggressiv reagiert, einfache Kommandos ignoriert, besteht Handlungsbedarf, allerdings meist beim Menschen.

„Das Entscheidende ist die (Körper)Haltung des Menschen“, so Petra Fischer. Der Hund ist „ein Egoist“ und benötigt und akzeptiert einen erkennbaren Rudelführer. Gerader Rücken, aufrechter Gang, klare Sprache und Blickkontakt bei Anweisungen sind solche Vorgaben. „Körperspannung ist wichtiger als Leckerli“, kommentiert sie die Unsitte, normales Verhalten des Tieres ständig zu belohnen.

Kritisch sieht die Fachfrau die Vermenschlichung des Hundes, „oft Kindersatz, dem menschlichen Bedürfnisse unterstellt werden“. Der Hund selbst ähnelt allerdings einem Kleinkind, „er wird immer ausprobieren, ob die Regeln noch gelten, und seine Konzentrationsfähigkeit liegt bei maximal 20 Minuten“.

Auf dem Platz selbst wird eifrig trainiert. Henrys Leine ist nicht mehr ständig gespannt, Lotte sucht und findet ihren Rudelführer beim Bindungstext im Versteck, und Dusty kurvt zwischen den Menschen und Hunden herum, ohne sich aufzuregen.

Allerdings wird er lernen müssen, dass der Fressnapf nicht immer gefüllt in der Ecke steht. Auch solche Tipps ergänzen die Schulung. „Der Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten ist ein weiterer Grund, warum ich gerne hier hinkomme“, bestätigt Uwe Reiter. Auch Renate Turic und Martina Häger wollen nächste Woche wiederkommen.

www.og-monheim.de

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